Herrentörn England 2004

In diesem Jahr hatte Hermann wieder angefragt, wer Interesse an einem Herrentörn nach England hätte. Natürlich hatte er sich schon einige Zeit vorher wieder ausführlich mit Entfernungen, Gezeitentafeln, der notwendigen Verproviantierung (einschl. der Planung der lebenswichtigen Flüssigkeitszufuhr mit den Erzeugnissen einer Herforder Brauerei) und kurz vor dem Termin natürlich auch mit den aktuellen Wettervorhersagen beschäftigt.
Unser Törnziel sollte Süd-Ost-England mit den Häfen Ramsgate, Dover und Umgebung sein.

Nachdem die Crew feststand und der Termin endgültug fixiert war, machten sich Hermann, Jörg, Thomas V., Thomas L. und ich dann Mitte Aug. 2004 auf den Weg nach Workum, zum Heimathafen des Schiffes.
Wie die Fahrt verlief und was wir dabei alle gemeinsam erlebt haben, könnt Ihr im Folgenden in meinem Tagebuch nachlesen.

Freitag, 13.8.2004
Nachdem ich von der Arbeit kam und die letzten Sachen eingepackt hatte konnte ich mich leider erst gegen 19Uhr auf den Weg nach Holland machen. Das Wetter war sehr wechselhaft, mit den sprichwörtlichen "strichweisen" Regen- u. Schauergebieten, die sich mit fast schöner Regelmäßigkeit alle paar Kilometer einstellten. Gegen 21.45 Uhr bin ich dann bei einigermaßen klarem Himmel endlich in Workum angekommen.
Hermann, Jörg u. Thomas V. waren ebenfalls erst kurz vorher angekommen. Also haben wir uns erst mal begrüßt und etwas erzählt. Das war natürlich die ideale Gelegenheit, einen kleinen Willkommenstrunk zu nehmen und etwas zu entspannen. Bevor sich dann die Gemütlichkeit allzu sehr breit machte haben wir erst einmal die Reisetaschen, den gesamten Proviant und die Getränke aus den Autos zum Schiff geschleppt und alles einigermaßen planvoll verstaut. Danach gab's das erste gemeinsame Abendessen in Form von kalten, gegrillten Hähnchen, Kartoffelsalat und Bier.
Da wir die Befürchtung hatten, dass das fettige Essen und das kalte Bier dem Magen vielleicht sehr stark zusetzen würden, haben wir denselben sicherheitshalber mit einem kleinen Kräutercocktail beruhigt. Zur Abwechslung und um die neuen Mitsegler mit den wichtigsten örtlichen Gegebenheiten vertraut zu machen, haben wir dann noch einen kleinen Abstecher in die Hafenkneipe gemacht und einige holländische Bierchen getrunken. Irgendwie ist die Zeit dabei wieder unheimlich schnell vergangen und erst gegen 2 Uhr war dann für alle die erste Nacht auf dem Schiff gesichert.

Samstag, 14.8.
Kursaufnahme, das Ziel immer im Blick ... Zu Beginn des Törns haben wir erst mal richtig ausgeschlafen. Gegen 9.30 Uhr wurde es dann auf dem Schiff doch allmählich laut. Also raus zum Duschen um den Kopf wieder klar zu bekommen. Hermann hatte inzwischen schon wie üblich Kaffeewasser aufgesetzt und die Brötchen aufgebacken. Nach dem Frühstück schnell gespült und anschließend das Schiff vorbereitet. Trotz eines sonnigen Samstages im August ist im Hafen irgendwie nicht viel los. Jörg saust noch einmal zum Supermarkt um noch einige Kleinigkeiten und sicherheitshalber noch 2 Paletten Bier (leider nur Grolsch) nachzubunkern. Gegen 10.30 Uhr kommt als letzter Mitsegler noch Thomas L. an Bord, der noch eine Spätschicht gearbeitet und sich morgens früh auf den Weg gemacht hatte. Nach dem letzten Einräumen ging's dann zum Tanken und gegen 12 Uhr legen wir dann endlich für den Törn ab.

Die Route ist geplant Einfahrt zur neuen Schleuse in Enkhuizen über Enkhuizen und Amsterdam bis Ijmuiden, wo wir durch die Schleuse in die Nordsee und dann Richtung Ramsgate wollen. Jetzt haben wir blauen Himmel mit leichten Wolken und einen schönen Wind mit ca. 3-4 Bft. Mit Großsegel und ausgebaumter Genua segeln wir die erste Strecke genüsslich bis zur Schleuse in Enkhuizen. Nach dem Schleusen bekommen wir doch allmählich Hunger, zumal die bereits genossene flüssige Stärkung auch eine etwas festere Unterlage vertragen kann. Also steigt Hermann nach unten und kommt kurze Zeit später mit frisch geschnittener Honigmelone und rohem Schinken wieder an Deck. Diese Delikatesse lässt sich keiner entgehen. Da nun doch der Appetit geweckt war, gab es etwas später noch Schnittchen mit Sülze und Schmierwurst, die sich ebenfalls während der Fahrt lebhaftem Zuspruch erfreuten und bald darauf verspeist waren.

Endlich ist der 'Bunte' oben Bei gutem Wind und passendem Kurs konnten wir dann endlich den Blister setzen und kamen damit eine ganze Strecke durch das Markermeer bis kurz Permanenter Ausguck bei der Fahrt durch Amsterdam vor der Zufahrt zur Oranje-Schleuse prima voran. Vor der Schleuse und der großen Straßenbrücke mussten wir eine kurze Zeit warten, bis beide planmäßig 20 Minuten nach 9 Uhr geöffnet wurden. Inzwischen war es natürlich dunkel und wir fuhren jetzt auf der Ij durch das nächtliche Amsterdam. Hier war wegen der spärlichen Betonnung und der vielen Fremdlichter große Aufmerksamkeit erforderlich um einzelne Positionslichter von Schiffen und Fähren nicht zu übersehen.
Schon stehen wir vor der Schleuse Ijmuiden Hinter Amsterdam war die Orientierung an den beleuchteten Kanalrändern wieder etwas einfacher und so fuhren wir nur mit dem konstanten "Diesel-Wind" bis Ijmuiden. Bei der aufrechten Fahrt gab es unterwegs noch einmal belegte Brote und eine heiße Suppe, bis wir kurz vor Mitternacht Festgemacht im YC Ijmuiden als einziges Schiff von einer freundlichen Schleusenwärterin sehr schnell abgefertigt wurden. Danach noch kurz die unbeleuchteten Tonnen vor dem Sportboothafen gesucht und in den Hafen eingeschwenkt.

Meinen UKW-Anruf an den Hafenmeister beantwortete natürlich um diese Zeit niemand mehr, so dass wir uns in einer der hinteren Reihen einen der vielen freien Plätze in einer großen Box aussuchten und dort festmachten. Die Marina war fast halb leer, was -wie wir später hörten- auf die Vorbereitungen für die bevorstehende Bootsmesse zurückzuführen war. Nach dem obligatorischen "Anleger" wurde dann noch kurz gespült, aufgeräumt und ein letzter Absacker, natürlich mit der begleitenden Magenpflege vor dem Schlafengehen getrunken (man kann ja das Bier schließlich nicht so trocken herunterwürgen, wie Hermann immer sagt). Damit ging weit nach Mitternacht ein erster langer, aber abwechslungsreicher Tag zu Ende.

Sonntag, 15.8.
Am Sonntag durften wir nach dem langen Vortag wieder in Ruhe ausschlafen. Hermann bereitet wieder ein umfangreiches Frühstück mit Spiegeleiern vor, die ab jetzt in "farbenfroher" Ausführung, d.h. mit reichlich buntem Pfeffer serviert werden. Thomas L. hat irgendwo im Hafen schon frische Brötchen aufgetrieben. Also können wir nach dem ausgiebigen Duschen ganz komfortabel frühstücken, anschließend spülen und uns und das Schiff fertig machen. Anschließend noch einmal schnell Brot und Brötchen nachgekauft, die obligatorischen Stempel für das Meilenbuch beim Hafenmeister besorgt (wie natürlich auch in Workum schon), leider erfolglos versucht, eine Schaumstoff-Rückenstütze für den Relingsdraht zu besorgen, den wir offensichtlich bei dem Hantieren mit dem Blister schon am Vortag verloren hatten und dann gegen Mittag endlich abgelegt.

Jetzt wird der Kurs auf England abgesteckt Vor der Hafenausfahrt haben wir sicherheitshalber schon einmal das erste Reff gesteckt, weil der Wind inzwischen schon mit guten 5Bft. bläst. Später konnten wir dann bei nachlassendem Wind wieder ausreffen und mit Vollzeug segeln. Der Wind kommt ziemlich genau aus SW, so dass wir anstatt Ramsgate wieder Lowestoft in Ost-England (wie im Vorjahr) anpeilen und auch damit noch hoch am Wind segeln müssen. Ein direkterer Kurs auf Ramsgate ist leider nicht möglich. Weil ich zuletzt zu gut gegessen habe, aber Probleme mit der "inneren Weiterverarbeitung" und der "Entsorgung" habe, wird's mir erst mal richtig übel. Der Gleichgewichtsinn ist in Ordnung aber der Magen rebelliert. Nach einiger Zeit des Herumhängens muß ich mich dann erleichtern und danach geht es mir wieder besser. Mein "Innenleben" muß ich aber einige Zeit schonen und speziell auf Hermanns Magenmedizin vorläufig verzichten. Diese vergorenen Spezialkräuter sind mir zeitweilig doch etwas zu aggressiv.

Die Überfahrt läuft prima bei schönem Wetter und wir kommen gut voran. Eine der Bohrplattformen auf der Nordsee Die Tide schiebt uns erst kräftig nach Norden, später haben wir mit leicht rückdrehendem Wind versucht, hoch am Wind wieder "Höhe" nach Süden gut zu machen. Nach Seekarte, auf der der Kurs vom letzten Jahr noch eingezeichnet ist, haben wir in diesem Jahr wieder 2 genau so große Bögen gefahren wie im letzten Jahr auch. Warum auch nicht, an den Gezeiten ändert sich ja schließlich auch nichts. Unterwegs kamen wir relativ nah an einer Bohrinsel vorbei. Der Sicherheitsabstand muß aber wohl noch ausgereicht haben, jedenfalls hat uns niemand angefunkt und uns zum Verschwinden aufgefordert. In den Tiefwassergebieten haben wir verschiedene dicke Pötte gesehen, die uns (oder die wir) teilweise auch recht nah passierten. Damit hatte Thomas L. wieder genügend Fotomotive. Der ist sowieso recht aktiv und hat am ersten Tag und bei gutem Wetter mit seiner neuen Digitalkamera gleich Hunderte von Fotos gemacht. Die werden dann kurzfristig selektiert, die unbrauchbaren gleich wieder gelöscht und die akzeptablen zum Speichern auf PC ausgesucht. Insgesamt sind wir technisch sowieso sehr gut ausgerüstet. Thomas und Jörg kamen mit einem Notebook an Bord, so dass wir für alle Aufgaben gewappnet sind.

Während der Überfahrt macht der Eine oder Andere schon mal ein kleines Nachmittags-Schläfchen. Das gelingt wohl trotz der Krängung und der leichten Welle ganz gut. Zum Sonnenuntergang sind dann aber alle wieder fit. Zum Abendessen gab's wegen der fehlenden Kochmöglichkeiten (und -lust) kalte Küche: Brötchen u. Frikadellen mit Senf und Ketchup aus der Hand, wie bei einem richtigen Picknick. Ich begnüge mich vorerst mit Cola u. Wasser, Hunger habe ich sowieso noch keinen.

Entspanntes Segeln bei der 1. Nachtfahrt Inzwischen haben wir auch die Wachen für die Nacht eingeteilt. Wir haben uns für einen 3-Std.-Rhythmus entschieden, damit die Nachtstunden nicht so extrem lang und ungemütlich werden. Also fahren Jörg und ich zunächst von 22 Uhr bis 1 Uhr und Hermann mit den beiden Thomas' von 1 Uhr bis 4 Uhr. Die erste Wache verläuft auch prima und wir haben die Lichter der anderen Schiffe immer gut im Blick. Die Anordnung der Lichter und damit die Kurse sind bei dem klaren Wetter auch sehr gut auszumachen, so dass wir keinerlei Probleme haben bis auch einen Hochseefischer, der mit seinem Kutter irgendwie immer auf uns zuzuhalten und uns zu verfolgen scheint, bis er dann irgendwann doch endlich abdreht.
Nach der Wache verziehen wir uns in die Kojen, rollen auf die Leeseite und ich schlafe sehr gut. Als Hermann mich für die 2.Wache weckt ist es schon fast 5 Uhr. Die anderen sind länger durchgesegelt als geplant. Die 4.Stunde scheint doch nicht so anstrengend gewesen zu sein wie vermutet. Als ich hochkomme ist Jörg schon fertig angezogen im Cockpit und bereit zum Wachwechsel. Die andere Wache verschwindet dann doch recht schnell in die Kojen. Während der Wache beobachten wir bei teilweise klarem Himmel eine Unmenge an Sternen und im Wasser neon-grün leuchtende Streifen aus Plankton neben und hinter dem Schiff. Weit voraus sehen wir auf BB und StB, d.h. irgendwo über England Wetterleuchten am Horizont, aber wir bleiben trocken und kommen gut durch.

Montag, 16.8.
Allmählich setzt die Wieder in Lowestoft angekommen Morgendämmerung ein und ab 8 Uhr kommt peu á peu einer nach dem anderen wieder an Deck. Wegen der Schaukelei und der frühen Stunden frühstücken die anderen unterwegs nur einen Müsliriegel. Ich habe immer noch keinen Hunger und verzichte erst einmal auf das Essen. Nachdem Land in Sicht kommt und das Wetter nach dem verhangenen Morgen wieder sehr freundlich wird, dauert es nicht mehr lange, bis wir die Bojen vor der Küste von Lowestoft sehen. Das ist zwar nicht unser Ziel Süd-England, aber mehr 'Höhe' nach Süden war bei dem Wind nicht möglich. Nach der Orientierung und der Identifizierung der Tonnen, die Hermann vom letzten Jahr fast noch im Kopf hat, dauert die Großer Durst (?) nach der langen Überfahrt Ansteuerung in den Hafen nicht mehr lange und gegen 9 Uhr lokaler Zeit (d.h. 8 Uhr dt. Zeit) liegen wir schon längsseits am Steg in einer Lücke zwischen anderen Seglern im "Royal Norfolk & Suffolk Yacht Club". Bei knallblauem Himmel und rapide zunehmender Temperatur ziehen wir endlich das Ölzeug und die Pullover von der Nachtfahrt aus und nehmen im Cockpit den Anleger-Schnaps (bbrrrrr... auf nüchternen Magen!).
Nicht irgendeiner, sondern der 'ROYAL' Yachtclub Danach folgen auch gleich die ersten Bierchen aus dem flugs angezapften Partyfäßchen. Nach kurzer Zeit werden aber alle unweigerlich müde und machen erst einmal einen Vormittags- bzw. Nacht-Nachholschlaf.
Gegen 13 Uhr werden wir durch das Hantieren und Werkeln im Salon geweckt. Hermann hat schon Brötchen aufgebacken, den Lachs aufgeschnitten, die Forellenfilets und die Saucen parat gelegt. Also gibt es als Mittagessen eine reichhaltige Fischplatte. Da der Fisch ja nun mal schwimmen muß, gibt es dazu ....... Na, wer weiß es? Ja genau, richtig geraten!

Danach nehmen wir erst einmal die Annehmlichkeiten des Sanitärbereiches in Anspruch, duschen und erfrischen uns ausgiebig. In den heiligen Hallen des RN&SYC Nach einer Rasur und sonstigen individuellen Körperpflege-Maßnahmen bezahlen wir im 'Royal Yachtclub' unsere Liegegebühren und besorgen gleichzeitig wieder die obligatorischen Stempel fürs Meilenbuch. Anschließend haben wir zusammen einen Stadtbummel gestartet. Da Thomas L. bereits von Anfang an viel fotografiert hat, ist der Speicherchip in der Kamera voll. Endlich Entspannung am Pub Wegen eines vergessenen Adapterkabels lassen sich die Bilder nicht auf das Notebook überspielen und so läßt sich Thomas in einem Fotoladen eine Foto-CD vom Speicherchip brennen. Dann kauft er noch ein Kartenlesegerät mit USB-Anschluß um solch' ein Malheur in Zukunft zu vermeiden (Er geht ja davon aus, dass der Speicherchip wohl noch mehrere Male voll werden wird).
Nach einem kurzen Bummel durch die Fußgängerzone und die Old Town sitzen wir dann vor dem Pub "The Volunteer" auf der Straße im Sonnenschein und genießen einige Guinness' bzw. Cider. Der freundliche "Bobby" will uns aber trotz Hermanns Angebot keine Gesellschaft leisten.

Nach der Pause geht's zurück zum Schiff, Die verschiedenen Deluxe-Menüs wo Hermann mit den Vorbereitungen für das Abendessen beginnt. Today's Dinner, ein umfangreiches, warmes Abendessen, vom Chef wieder persönlich zubereitet: Gebratenes Schweinefilet á la Dubarry (heißt bei uns: mit Brandy verfeinert), Sauce Bernaise mit Früchtecocktail, Kartoffeln á la Hermann Perfekt medium gebraten, herrlich!!! (natürlich verfeinert mit Currypulver :-/ ) und Stangenspargel. Das Essen schmeckt hervorragend und alle greifen auch mächtig zu. Da Thomas V. als Vegetarier an dem herrlichen Fleischgericht nicht teilnimmt und sich stattdessen mit gebackenem Fisch aus der örtlichen Fish-and-Chips Bude versorgt bleibt noch etwas Schweinefilet übrig, weil Hermann (oder wieder einmal Wiltrud?) sehr großzügig eingekauft und für uns vorgesorgt hat. Das Filet kann aber auch später noch kalt gegessen werden. Nach dieser Kochorgie sieht die Kombüse mal wieder wie ein Schlachtfeld aus und es gibt für mich reichlich Geschirr mit fettigen Saucenresten zu spülen. Jörg trocknet ab und kümmert sich um das Verstauen in den verschiedenen Schapps und Schubladen.

Wer zu spät kommt, den begießt der Regen! Ohne dass wir es richtig mitbekommen hatten, hat sich der Himmel total bezogen und ziemlich plötzlich setzt heftiger Regen ein. Auf allen Schiffen werden urplötzliche hektische Aktivitäten gestartet. Auch bei uns soll in Windeseile die Kuchenbude aufgebaut werden. Natürlich geht das alles nicht so schnell wie es soll und bis das Gestell aufgebaut und die Persenning darüber gezogen ist vergehen doch einige Minuten. Natürlich hakt ein Reißverschluß auch immer dann, wenn es schnell gehen soll und man es überhaupt nicht gebrauchen kann, aber nachdem einige fleißige Hände mit anfassen steht die Bude dann doch recht schnell. Darunter konnten wir dann noch eine ganze Weile gemütlich sitzen, den Wetterkapriolen zuschauen und unser Feierabend-Bier trinken.
Gegen 23 Uhr haben wir dann den letzten Absacker genommen und sind schlafen gegangen.



Dienstag, 17.8.
Heute konnten wir wieder ohne Schaukeln und Nachtwache in Ruhe ausschlafen, bis uns Hermanns morgendliches Geklapper mit dem Geschirr und Besteck aus den Kojen geworfen hat. Gegen 10 Uhr haben wir dann in Ruhe gefrühstückt, unserem Spültrieb gefrönt und danach die Kuchenbude wieder abgebaut. Nachdem wegen des höheren Verbrauchs wieder Trinkwasser gebunkert werden mußte, beschwerten sich die Teetrinker, dass seitdem der Tee nicht mehr schmeckt. Irgendwie muß das Wasser wohl einen Beigeschmack gehabt haben oder etwas Schmutz in den Tank gelangt sein. Beim Kaffe habe ich allerdings nichts davon gemerkt :-)
Leider hatte in der Nacht der Wind komplett auf Süd gedreht und wieder auf gute 5 Bft. zugelegt, so dass die eigentliche Richtung mit Ramsgate und Dover nur noch per harter und sehr langer Kreuzschläge bis in die Nächte (mit evtl. Zwischenstopp z.B. in Harwich) hätte angelaufen werden können. Danach war aber nun niemandem zumute und außerdem hätte uns das den kompletten Zeitplan für die Rückreise durcheinander gebracht und die zeitliche Reserve gekostet. Also blieben als sinnvolle Ziele nur die belgische oder holländische Küste übrig. Nach Diskussion verschiedener Szenarien, möglicher Wetterentwicklungen und Entfernungen entscheidet sich der Skipper dann für das neue Ziel Oostende.

Segelwechsel für die nächste Etappe Noch im Hafen wechseln wir die Genua gegen die Arbeitsfock und binden sicherheitshalber schon einmal das 1.Reff. ein, weil draußen vor dem Hafen schon eine gute Welle steht. Nach der Hafenausfahrt geht es erst einmal per Motor auf die Untiefentonne zu. Braut sich da 'was zusammen? Dann werden die Segel gesetzt und Kurs SO aufgenommen, der sich aber im Laufe der Zeit einschl. Stromversatz immer mehr auf O ändert. Wir haben ein herrliches Wetter und ein tolles Segeln trotz der ordentlichen Welle und des Kurses hart am Wind.
Kurz darauf hören wir im immer mitlaufenden UKW-Funk einen Mayday-Ruf mit einer 232......-MMSI von Yarmouth Coastguard als "undesignated distress", d.h. ohne Positions- oder weitere Notfallangaben. Wir hören den Funk weiter ab, beobachten auf unserer Route aber nichts weiter.
Am späten Nachmittag, als wir schon relativ weit von der Küste entfernt sind kommt ein schnelles Rettungsboot von achtern auf, ruft uns per Funk und fragt, ob wir etwas beobachtet hätten. Da wir nicht weiter helfen können bitten sie uns um weitere Aufmerksamkeit und drehen wieder ab. Später am Abend hören wir dann über Funk, dass die Suche mangels Informationen über das mögliche Unglücksgebiet und wegen der Dunkelheit eingestellt wurde. Was aus dem Schiff und vor allem aus der Besatzung geworden ist, wissen wir leider nicht.

Mal wieder schönes Wetter Im Laufe des Nachmittags tritt eine Wetterberuhigung ein. Zeitweilig haben wir sogar Flaute, so dass wir den Motor dazu nehmen müssen. Parallel dazu dreht der Wind immer weiter und unser Kurs wird immer östlicher statt SO. Damit ist auch Oostende ohne hartes Aufkreuzen nicht mehr zu erreichen und als neues Ziel wird Scheveningen angepeilt.
Zum Abendessen hat niemand Lust zum Kochen und alle sind mit Snacks zufrieden: Frikadellen und Müsliriegel. Das ist wirklich ein sehr rustikales Essen, aber wenigstens die Flüssigkeitsaufnahme mit Vitamin B-haltigen- und "Magen-pflegenden" Getränken erfolgt regelmäßig. 2. ruhige Nachtfahrt Die Nacht wird wieder durchgesegelt. Ich habe mit Jörg wieder die erste Wache von 22 bis 2 Uhr. Wir haben jetzt jeweils 4 Std. Wache vereinbart, weil alle die 3 Stunden ohne Probleme absolviert haben. Selbst die 4 Stunden gingen ausgeruht problemlos, so dass wir die Folgewache erst gegen 3.00 Uhr geweckt haben. Während unserer Wache hatten wir teilweise sternenklaren Himmel, wieder viel hell leuchtendes Plankton entlang des Schiffes. Außerdem viele Berufsschiffe, Querfahrer vor und hinter uns, Überholer und Schiffe, die von hinten aufkommend auch ordnungsgemäß einem Segler ausgewichen sind. Es ist schon gut zu wissen, dass auch die dicken Pötte immer gut Ausguck halten und die Vorfahrtsregeln beachten. Nach der Wache habe ich dann in der Backbord-Ecke meiner Koje geschlafen bis gegen 9 Uhr. Die anderen sind da schon -mehr oder weniger munter- wieder an Deck.

Mittwoch, 18.8.
Mächtig Wellen und aktives Steuern! Inzwischen hat der Wind wieder kräftig zugenommen. Wir haben eine sehr rauhe See und segeln bei ordentlich Krängung immer noch hoch am Wind. Ich löse Hermann ab, die andere Wache verzieht sich in die Kojen. Aufgrund des Windes ist ein sehr aktives Steuern erforderlich. Allmählich segeln wir in die Morgendämmerung hinein, bis wir später hellen Sonnenschein haben. Aus unverständlichen Gründen hat immer noch niemand Hunger, also wird mit dem Essen bis zum Hafen gewartet. Scheveningen läßt sich gerade noch direkt anliegen. Vor dem Hafen liegen 3 dicke Pötte auf Außenreede. Inzwischen sind alle wieder an Deck. Ich steuere um die letzten Tonnen in den Vorhafen, wo das Groß geborgen wird und dann in den Yachthafen. Unterwegs haben wir aufgrund der wechselnden Windstärke mehrfach ein- u. ausgerefft. In England sind wir sicherheitshalber mit der Fock losgesegelt, haben aber unterwegs wieder auf die Genua gewechselt. Im Yachthafen brauchen wir 3 Anleger, bis der junge Hafenmeister-Assistent mit unserer Liegeposition zufrieden ist. Hier ist immer noch herrlicher Sonnenschein und es ist wunderbar warm.
Nach dem Festmachen haben wir natürlich zuerst wieder den obligatorischen Anleger getrunken, anschließend ein Bierfässchen angestochen und waren kurz drauf (wenigstens ich) mangels fester Unterlage schon leicht angeheitert und angemüdet. Dann haben wir ausführlich gefrühstückt, das Liegegeld bezahlt, reichlich Müll entsorgt und noch einmal ein kleines Nickerchen gemacht.

Erste Erfrischung in Scheveningen Gegen Mittag machen wir einen gemeinsamen Bummel in Stadt und an die See-Promenade entlang und beobachten die vielen Wird- und Kitesurfer, die hier offensichtlich ideale Bedingungen haben. Allmählich stellen sich bei einigen doch Hunger oder Durst ein und s genießt Noch 'ne Entspannung ... jeder nach persönlicher Vorliebe holländische "Frikandel speciaal" mit Pommes, oder ein Eis oder auch nur eine kalte Cola. Es ist hier mächtig warm und wir sind doch noch müde, so dass das Herumlaufen nicht der Hit ist. Bei der Suche nach einer geeigneten Lokalität für ein Päuschen entdeckt Thomas in einem Café (!) einige thailändische Masseure und lässt sich direkt vor Ort durch die Kleidung mächtig durchwalken.

Jetzt kommt der gemütliche Teil Dann landen wir doch noch in einem Café am Strand und bestellen Kaffee und original holländisches "Appelgeback met Slagroom". Anschließend bummeln wir durch die Stadt zurück und bekommen Hunger auf Fisch. An einer speziellen Fischbude ist die Auswahl entsprechend groß und hier ordern wir 'Lekkerbek', Matjes, noch ne' 'Frikandel speciaal' und extra Pommes. Zurück am Schiff starten wir eine weitere Planungsrunde für den weiteren Törn, um morgen wenigstens Ijmuiden, evtl. Amsterdam zu erreichen.

Zum Auslaufen haben wir wg. des Hochwassers zwei Alternativen: Entweder heute Nacht gegen ca. 3 Uhr oder morgen Nachmittag ab ca. 16 Uhr. Unterhaltung für uns und die Nachbarlieger Nachts noch auszulaufen findet niemand so toll und dann wird die Variante auch wegen der Wettervorhersage gestrichen. Also lautet die Planung auf Auslaufen morgen Nachmittag. Am Abend sitzen wir gemütlich zusammen im Cockpit und trinken einige Fläschchen Bier, anschließend wird dann doch noch ein Fässchen angestochen. Thomas V. zieht sich derweil eine Flasche süßen Wein 'rein. Dabei holt Hermann sein Schifferklavier heraus und macht Musik, Jörg greift zur Gitarre und schließlich wird noch etwas auf unserem und einigen Nachbarschiffen gesungen. Den Gästen rundum gefällt es anscheinend. Thomas L. wollte zuerst noch in die Stadt zum 'Party machen', blieb dann aber doch. Nach Mitternacht war dann allgemeiner Aufbruch in die Kojen.

Donnerstag, 19.8.
Heute konnten wir aufgrund der oben beschriebenen Die Welt hat auf mich gewartet Situation wieder großzügig ausschlafen, dabei im Halbschlaf schon mal den Wetterbericht auf UKW, den Hermann voreingestellt hat, mithören, in Ruhe duschen und anschließend gemütlich frühstücken. Es gibt immer noch starke Windböen und als es dann auch noch anfängt zu regnen, bauen wir im Eiltempo sofort wieder die Kuchenbude auf. Der Wetterbericht am Aushang beim Hafenmeister und die Ansage auf UKW sagen ziemlich übereinstimmend Wind mit Bft.7-8 in Böen bis 9 voraus. Ergebnis dieser ernüchternden Vorhersage: Ein kompletter Hafentag mit Spülen, Aufräumen, Teppichreinigung (in Regenpausen), Kühlschrank mit Getränken auffüllen und anderen wichtigen Arbeiten.
Außerdem haben wir bei den Reinigungs- und Aufräumarbeiten mind. 2 Ltr. Wasser aus der backbord-seitigen Backskiste geschöpft. Möglicherweise ist eine der Relingstützen undicht!? Wir hängen etwas herum und jeder beschäftigen sich mit div. Arbeiten oder ist einfach faul. Hermann besorgt bei einem Ausrüster ein neues Rückenpolster für den Relingsdraht, das schon vor etlichen Tagen abhanden gekommen war. Ich vervollständige mal wieder meine Tagebuchnotizen der letzten 3 Tage.

Gegen 15 Uhr machen wir uns dann zu dritt bei aufgeklartem In Scheveningen ist immer 'was los Wetter landfein und planen einen Bummel auf der Strandpromenade, auch um einen Blick auf die Situation "draußen" zu werfen. Bei einem gemütlichen Spaziergang zum Hafenmeister noch schnell die Verlängerungsnacht bezahlt, dann im Fischhandel Matjes, Schillerlocken und Makrelen probiert und anschließend an der Promenade spaziert. Bei Bft. 6 sind jede Menge Windsurfer und Kitesurfer unterwegs, die in den Wellen und bei dem Wind mächtig hin und her sausen. Hermann, Jörg und ich haben dann im Strandcafé gemütlich Kaffee getrunken. Es ist inzwischen wieder offenes Wetter mit herrlichem Sonnenschein, aber starkem Wind. Auf jeden Fall haben wir jetzt weniger Welle als vormittags. Die beiden Thomas' haben es sich derweil an Bord bequem gemacht. Einer hat geschlafen als Vorbereitung für den nächsten Partyabend, und der andere die Bedienungsanleitung des Radargerätes auswendig gelernt. Gegen 19.30 Uhr sind wir wieder zurück zum Schiff um das Abendessen vorzubereiten. Noch vor dem Abendessen fragt Hermann obligatorisch, ob jemand Magenbeschwerden hat. Das ist zwar nicht der Fall, aber zur Prophylaxe wird sicherheitshalber trotzdem erst mal ein Fernet getrunken.

Der Plan für morgen ist immer noch: Ca. 4 Std. vor Hochwasser mit abnehmendem Gegenstrom (d.h. gegen 16 Uhr) auslaufen, dann mindestens bis nach Ijmuiden (ca. 28sm). Bei einem Durchschnitt von 5kn bei achterlichem Wind und später dann mitlaufendem Strom müßten wir eigentlich zwischen 20 - 21 Uhr da sein.

Sieht das nicht lecker aus? In Ermangelung von Aktiväten während des Tages freut sich der Skipper, dass er beim Zubereiten des Abendmenüs wieder richtig loslegen kann. Da ist er richtig in seinem Element.
Zum Abendessen gibt es heute: Frische Putenfilets Einer muß sich ja erbarmen ... (die mitgebrachten mussten wir leider gestern entsorgen, nachdem schon ein deutlicher unangenehmer Geruch festzustellen war), Reis, Currysauce m. Früchten und frischen, gemischten Salat. Dazu gibt es natürlich ein Bier und nach dem Essen eine Ration medizinisch vergorene Kräuter zur Verdauung. Anschließend sieht die Kombüse wieder entsprechend aus und man fragt sich, wie man der Menge Geschirr und dem Fett wieder Herr werden soll. ... und der andere freut sich! Jörg kennt aber keine Hemmungen, nimmt sich den Berg Geschirr vor und Thomas V. trocknet ab und vestaut wieder alles ordentlich. Hermann hat das Schifferklavier schon wieder hervor geholt, begleitet die Aktivitäten ind er Kombüse musikalisch und etwas später machen wir es uns wieder unter der Kuchenbude gemütlich, hören Musik und unterhalten uns noch etwas.
Thomas L. ist von seinem Partylandgang schon gegen Mitternacht zurück. Seine enttäuschte Auskunft war nur: 'Doch nix los in Scheveningen'.

Freitag, 20.8.
Heute weckt mich das Prasseln eines starken Regenschauers. Also schnell aufstehen und alle Luken dicht! Der Wetterbericht auf UKW meldet: "Gale warning No.11, Wind SW, Force 7". Mist, Dauerregen. Immerhin ist die Dusche warm. Alles hockt unter Deck und hört das Prasseln des Regens. Jedenfalls haben wir Zeit um in Ruhe zu frühstücken. Vor 14 Uhr (4 std. vor HW) ist sowieso nix los.

Vorichtshalber einreffen Gegen Mittag nimmt der Regen allmählich ab und der Himmel reißt auf. Endlich geht's wieder los ... Alles wartet ungeduldig auf die passende Zeit. Also wird schon mal das Schiff vorbereitet, die persönlichen Sachen verstaut, die Kuchenbude wieder abgebaut, die Genua vorsichtshalber gegen die Fock getauscht, alle losen Teile gut verstaut, dann alle Ventile zu und im Verdacht auf nasses Segeln volles Ölzeug an!
Gegen 16 Uhr legen wir dann endlich ab. Obwohl es in Scheveningen nicht ungemütlich war sind doch alle froh, dass es endlich wieder los geht. Im Vorhafen wird schon mal aus Sicherheitsgründen das 2. Reff ins Groß gesteckt und wieder belegt. Beim Auslaufen aus dem Hafen stampfen wir in eine kräftige Welle aber der Wind ist durchaus erträglich. Später sind wir nur unter Arbeitsfock und dann mitlaufendem Strom bei schönstem Sonnenschein bis zu 7.5 kn gelaufen.

Ich bin zur Sicherheit viel zu dick angezogen und schwitze die Sachen sofort komplett durch. Ijmuiden Radarkontrolle und Richtfeuer Daraufhin wird mir natürlich kalt und ich muß mich von oben bis unten komplett umziehen.
Die Wellen lassen das Schiff doch ganz schön rollen aber ansonsten ist die fahrt ok. Vorbereitungen zum Anlegen Unterwegs fangen wir wieder an, alles mögliche zu knabbern und ich versündige mich an einer Tafel Schokolade. Das Ergebnis ist natürlich, dass mein Magen rebelliert. Ich fühle mich damit sehr besch...eiden, aber Hermann weiß sofort den richtigen Rat. Nachdem ich das Allheilmittel in der richtigen Dosierung eingenommen habe, geht's mir allmählich wieder besser und so kann ich den rauhen Törn doch noch genießen. Gegen 20.30h sind wir dann schon vor Ijmuiden und steuern in den Vorhafen ein.

Freie Einfahrt in die Sportbootschleuse Nach kurzer Wartezeit ist die Sportbootschleuse bereits klar, die Drehbrücke schwenkt auf und die Sportbootflotille darf in die Schleusenkammer einlaufen. Solche dicken Brocken fahren auf dem Kanal bis zu den Industriehäfen Das Schleusen selbst dauert nicht lange. Kurze Zeit später sind wir schon wieder im Kanal. Dort versuchen wir noch zu segeln, aber das bringt nichts mehr.
Unterwegs kommen uns einige große Berufsschiffe entgegen, u.a. ein gewaltiger Autotransporter, an dem gleich 2 Schlepper hängen, je einer vorne und hinten. Das Bild vermittelt mehr den Eindruck, dass die Schlepper vom dicken Pott mitgezogen werden anstatt anders herum.

Die Ansteuerung nach Amsterdam im Dunkeln ist mit den vielen Lichtern, Fähren und der Berufschiffahrt wieder recht interessant. Der Sixhafen in Amsterdam Im Sixhafen liegen wir dann gegen 23.30 Uhr als dritte im Päckchen für die Nacht. Während die anderen sich noch mit dem Schiff beschäftigen, setze ich schon mal einen Eintopf auf und bereite das späte Abendessen vor. Nachdem das Schiff fest und sicher liegt und der obligatorische Anleger getrunken ist können wir gegen Mitternacht endlich essen.
Der jüngere Teil der Crew (3) macht sich anschließend sofort eiligst auf den Weg in die Stadt um noch etwas von Amsterdams Nachtleben zu sehen. Der Rest (2) verfällt nach ca. 30 Sek. in Tiefschlaf mit den entsprechenden Begleitgeräuschen bzw. trinkt beim Schreiben des Tagebuches noch das Bier aus. Gegen 1 Uhr ist dann für diesen Tag endgültig Feierabend.

Samstag, 21.8.
Gegen 8.30 Uhr werden wir vom Nachbarlieger geweckt: Der Zweite im Päckchen will raus. Also lange Leinen gesteckt, Schiff umdirigiert und dann den Anderen rausrutschen lassen. Das Wetter ist bewölkt und wir gehen erst mal in Ruhe duschen, dann will auch die Motoryacht vom Steg weg. Hinter dem Hauptbahnhof ist immer viel los Also wird kurzfristig in eine inzwischen frei gewordene Box verholt. Dann wieder der übliche Ablauf: Frühstücken, abwaschen und beim Hafenmeister die obligatorischen Stempel fürs Meilenbuch besorgen. Anschließend kommt noch im Hafen die Fock wieder runter und die Genua wird wieder angeschlagen.
Dann wird das Schiff klariert und gegen 11.30 Uhr geht es aus dem Hafen in Richtung Oranje-Schleuse. Plötzlich gibt es einen kräftigen Regenschauer und ich springe schnell in mein Ölzeug derweil sich die anderen ins Trockene verziehen. Hinter der Hafenausfahrt müssen wir erst einer Fähre die Vorfahrt lassen und fahren dann am Passenger-Terminal nahe dem Hauptbahnhof (wie im letzten Jahr) an der "Costa Europa" vorbei, die nachts eingelaufen war.

Erst in die Oranje-Schleuse... An den Warteschlengeln vor der Schleuse ist schon wieder viel Betrieb und wir liegen noch einmal kurz an einer 40er längsseits, ... danach unter der Brücke durch und dann freie Fahrt. die auch in Scheveningen war und sich an unseren Musikabend und die Gesangsbegeleitung erinnert. Es dauernt aber nicht allzu lange und dann drängelt sich der ganze Pulk von Sportbooten mehr oder weniger koordiniert in die Schleusenkammer. In der Schleuse geht's recht zügig, aber vor der Klappbrücke müssen wir noch einmal warten, bis die Schiffe aus der zweiten Schleusenkammer auch da sind. Dann wird die Brücke geöffnet und wir fahren mit schwachem Wind und ohne Segel durch das Kanalende Richtung Markermeer.

Marken ist immer wieder ein schönes Motiv Als wir 'um die Ecke' ins Markermeer einsteuern, hat der Wind schon wieder gut zugelegt und wir können Segel setzen. Alles was das Schiff hergibt Hoch am Wind (wieder einmal) geht es Richtung Enkhuizen. Der Wind legt noch mal kräftig zu und bläst später mit guten 6 Bft aus NW. Es ist ein schönes Segeln und wir genießen die tolle Fahrt. Trotz einer kräftigen Welle und ordentlicher Krängung kommen wir mit durchschnittlich 5-6kn, in Spitzen sogar 7kn gut voran.
Der Skipper will es unbedingt wissen ... Langsam kommt von achtern ein anderer Segler auf und es entwickelt sich ein stiller Wettkampf. Wir kämpfen um jeden Meter und wollen ihn nicht näher heran kommen lassen. Hermann steuert den bestmöglichen Kurs, bei dem wir aber am Ende trotz der Crew auf der hohen Kante doch keine Chance haben. Hermann behauptet, der andere Segler hätte eine wesentlich längere Wasserlinie gehabt ...

Voller Speed voraus! Da die Krängung immer weiter zunimmt und das Steuern immer schwieriger wird, müssen wir nach einiger Zeit das 1.Reff, später sogar das 2.Reff einlegen. Doch noch ein Plätzchen gefunden Das Wetter ist etwas wechselhaft und herrlicher Sonnenschein wechselt ab mit starker Bewölkung und gelegentlichen Böen. Gegen 18 Uhr sind wir in der Schleuse von Enkhuizen und steuern nach dem Schleusen probehalber in den Stadthafen. Der Hafen ist schon wieder gerappelt voll und der Hafenmeister will uns hier ins breite Päckchen schicken, aber zum Turnen über mehrere Decks haben wir keine Lust. Deshalb fahren wir weiter zum Compagnieshaven, der aber wegen Überfüllung schon geschlossen ist.
An der Außenmole liegt ein großer 2-Master, der aber nach ca. 1 Std. zur Abendfahrt ablegt und die Kaimauer für uns frei macht. Wirklich sehr zuvorkommend. Damit liegen wir zwar komfortabel längsseits, aber leider auch etwas weiter von den Hafengebäuden entfernt. Na ja, man kann nicht alles haben.

Nachdem alles klariert ist und wir den üblichen Anleger Die Vorspeise ist in Arbeit! getrunken haben macht sich der Chef wieder an die Arbeit für das Abendessen. Heute gibt es als Vorspeise Matjeshäppchen mit frischen Zwiebelstückchen, die wir von Jörg bei der Salatzubereitung abzweigen. Als Hauptspeise macht der Chef Gulasch mit Spiralnudeln. Jörg steuert den gemischten Salat bei. Nach dem Essen das allseits beliebte Spülen und Aufräumen. Anschließend noch fix umziehen, frisieren, was noch zu retten ist, meinen angebrannten Kopf mit AfterSun behandeln und dann machen wir noch einen gemeinsamen Spaziergang ins Städtchen. Dabei haben wir in mehreren Kneipen vorbeigeschaut (d.h. natürlich auch 'reingegangen) und ein Bier getrunken, aber so richtig was los ist in Enkhuizen nicht. Eigentlich verwunderlich für einen Samstagabend im August.
Zum Schluß sitzen wir im 't Ankertje, wo es auf einmal doch noch recht voll wird. Gegen 0.30 Uhr gehen die älteren 2 Mann zum Schiff, die anderen vergnügen sich noch weiter. Alles ist windstill und friedlich und ich schlafe sofort ein.

Sonntag, 22.8.
Heute morgen liege ich noch im Halbschlaf, als ich zuerst ein deutliches Schnarchen aus der Nachbarkammer und etwas später die Ankündigung aus dem UKW-Funk höre: "Alle schepen, alle schepen, ... dit is de Nederlandse Kustwacht mit de weer verwachting voor vandage, ..."
Danach geht's dann irgendwann noch müde aus der Koje und Richtung Dusche, die aber in Enkhuizen fast immer rappelvoll ist. Also heute nur waschen. Es ist ein herrlicher Morgen mit Sonne, aber ohne Wind. Dann wieder der übliche Ablauf: Frühstück, Stempel besorgen, spülen, aufräumen, ...

Kurz nach 9 Uhr wird ablegt, wie geplant. Wir wollen am Sonntagabend nicht zu spät nach Hause kommen. Inzwischen ist der Himmel schon wieder fast ganz bezogen und es gibt kaum Wind, nicht mal zum "blistern". Also fahren wir mit Diesel-Wind Kurs Workum. Nach ca. 1 Std. wird der Wind etwas besser. Ein letzter trauriger Blick am Törnende Mit Groß und ausgebaumter Genua laufen wir doch noch mit ca. 5kn. Richtung Ansteuerungstonne und dann unter Segeln in den Kanal und bis zur Tankstelle.
Danach gehts ab in die Box und die übliche Ausklarierung beginnt: Schiff leer räumen, innen u außen kpl. sauber machen, abschrubben und auswischen, was doch einige Zeit in Anspruch nimmt. Als spätes Mittagessen gibt es Heringsfilet "Hausfrauen Art" mit Pellkartoffeln. Dann wird noch abgerechnet, Müll entsorgt etc.
Um 16.30 Uhr treten wir die Heimfahrt an und bei schönem Wetter und bei einem für einen Sonntagnachmittag erträglichen Verkehr geht's nach Hause.

Auch wenn wir unser eigentliches Törnziel Süd-Ost-England mit den Städten Ramsgate und Dover nicht erreicht haben war es doch ein interessanter und abwechslungsreicher Törn. Da bleibt einem nur die Vorfreude auf den nächsten Törn. Ob wir in 2005 wohl Süd- England erreichen ... ?

P.S.: Die Fotos in dieser Story wurden freundlicherweise von Thomas L. beigesteuert.


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