Herrentörn 2005: Und wieder steht England auf dem Plan ...

Hier gibts wieder mein Tagebuch vom Törn in ausführlicher und (in Ermangelung eines eifrigen Photographen dieses Mal in etwas weniger) illustrierter Form.

Freitag, 15.7.
Nachdem die beiden Englandtörns in den vergangenen Jahren mit nur einer Woche doch recht knapp waren, habe ich nun extra 2 Wochen Urlaub genommen, damit wir in diesem Jahr die Chance haben, nicht nur wieder einmal Ost-England mit Lowestoft und umliegende Häfen zu erreichen, sondern dieses Mal wirklich Süd-England, möglichst bis zur Isle of Wight und dem Solent anzusteuern. Die anderen Mitsegler haben ebenfalls frei bekommen und so haben wir die Chance auf einen ausgedehnten Törn ohne allzu großen Zeitdruck.

In der Woche vor dem Törn habe ich mehrmals mit Hermann telefoniert um die Reise weiter zu planen. Es gibt auch Stimmen von Mitseglern, die lieber in Richtung deutsche Nordsse segeln würden. Deshalb weiß ich bis heute immer noch nicht, wo wir nun genau hin wollen. Da der Törn aber auf jeden Fall stattfindet und ich beide Reviere noch nicht kenne, ist das für mich kein großes Problem.

Also fahre ich wie üblich am Freitag von Erlangen nach Hause, packe meine Reisetasche zu Ende und fahre gegen 19 Uhr gleich weiter nach Holland. Es läuft trotz der Urlaubszeit gut. Ich brauche bis Workum nur 2¾ Std. und bin schon um 21.45 Uhr da. Aufgrund unserer Routine geht das Einräumen einigermaßen zügig, obwohl wir in diesem Jahr Verpflegung und Getränke (!) für 2 Wochen und vier Personen (Hermann, Stephan, Heiko und ich) stauen müssen. Danach liegt das Schiff -insbesondere im Bugbereich- deutlich tiefer im Wasser. Die flüssige Nahrung! Anschließend gibt es zur Stärkung erst einmal halbe Hähnchen mit Kartoffelsalat, die mit einem kühlen Bier veredelt werden. Aufgrund des auf diesem Schiff immer "fettigen" Essens nehmen wir vorsichtshalber einen (oder zwei?) Fernet zu uns. Als Nachtisch gibt es natürlich wieder eine Auswahl aus unserer reichhaltig gefüllten Schokoladenabteilung im Salontisch. Dabei wird schon richtig zugeschlagen. Wenn das so weiter geht, reicht die Schokolade wohl nicht besonders lange. Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren Anschließend werden noch die verschiedensten vorliegenden Wetterinformationen diskutiert, aber eine klare Entscheidung für unseren Törn haben wir immer noch nicht. Geht's nun morgen Richtung England oder Deutsche Bucht was als Alternative angedacht ist? Heiko hat nur noch eine Woche Urlaub und vorsorglich einen Rückflug für nächsten Sonntag ab London gebucht. Mal sehen, was wird.
Erst einmal geht's noch in die Hafenkneipe auf ein Bier. Stephan hat derweil ein neues Hobby entdeckt und lötet mit großem Eifer irgendwelche Verbindungen und Leitungen. Später entdecken wir im E-Paneel über dem Kartentisch neue Buchsen für die Antennenleitung, ein Ladekabel für sein Notebook und einen Datenanschluss für den PC. Gegen 2.30 Uhr kommen wir endlich ins Bett.

Samstag, 16.7.
Nach der kurzen Nacht haben wir erst einmal gut gefrühstückt, geduscht und dann das Schiff fertig gemacht: Kuchenbude abgebaut, Vorsegel wieder auf große Genua gewechselt und alles auslaufklar gemacht.
Stephans neues Hobby! Gegen 11 Uhr legen wir ab. Entsprechend der aktuellen Windrichtung nehmen wir hinter der Ansteuerungstonne Kurs auf Amsterdam, also Richtung SW auf. Es ist bei bestem Sommerwetter ein herrlicher Raumschotskurs, worauf schnellstens der Blister gesetzt wird. In die andere Richtung, d.h. Richtung Abschlussdeich wäre es ein Kurs "gegenan" gewesen. Heiko steuert eine ganze Weile voller Begeisterung und Stephan verbringt den größten Teil des Tages unter Deck an seinem Notebook mit KW-Funkempfang und dem Ausprobieren seiner neuen Navigationssoftware.

Wir haben schönes, sonniges Wetter, guten Wind und segeln gemütlich mit 5-6kn einen komfortablen Kurs. Unterwegs lese ich Hermanns Berichte von einem früheren Mallorcatörn und einem Englandtörn (1995 mit 6 Personen). Sehr interessant zu lesen und mit viel Liebe zum Detail gemacht. Außerdem ist das genau die richtige Einstimmung für unseren Törn und macht richtig Lust auf die weiteren Tage.

Ein neues Menü auf dem Speiseplan Gegen 15 Uhr, nach Passieren der Schleuse in Enkhuizen machen wir kurz fest und Hermann serviert als Überraschung ein ganz neues Menü Zigeunerschnitzel mit Kartoffel- u. Nudelsalat und einem kühlen Bier (das ist weniger neu ;-). Unser Speiseplan wird immer wieder mit neuen Varianten bereichert. Nach dem Essen stehen in wenigen Minuten wieder die Segel, später muss dann allerdings das Groß weg und wir fahren unter Autopilot und Blister bei achterlichem Wind (NO 3Bft.) einen sehr erholsamen Kurs. Genug für alle ... Bei der heutigen, intensiven Sonnenbestrahlung ist mein Kopf schon bedenklich rot, also schnell eine Mütze auf, solange noch etwas zu retten ist. Bis Amsterdam sind es insgesamt ca. 40sm, damit ist die erste Etappe lang genug. Im Sixhafen ist es mal wieder rappelvoll und wir liegen gleich hinter der Einfahrt an einem kleinen, ehemaligen Stahl-Frachtschiff längsseits.
Gegen 22 Uhr verspeisen wir nach dem obligatorischen "Anleger" unsere Putenpfanne mit Reis, die wir unterwegs schon aufgesetzt hatten. Dann gibt es noch einen kleinen Schlummertrunk aus den mitgebrachten "Herforder"-Fäßchen. Danach haben wir eine gute Nachtruhe.

Sonntag, 17.7.
Heute gegen 9.30h aufgestanden. Hermann hat in der Kombüse wieder früh mit dem Geschirr geklappert und das Frühstück ist schon fast fertig. Beim Waschen in den Containern ist viel Gedränge, also heute nur das Kurzprogramm. Neben dem Hafen ist immer noch die Baustelle, die wir schon vom letzten Jahr her kannten. Hier soll wohl eine größere Marina entstehen(?). Beim Auslaufen ist der Himmel bedeckt und der Wind kommt mit 2-3Bft. aus W, also mal wieder fast gegenan. Es ist frisch und eine lange Hose und ein dickes Shirt sind trotz des "Sommers" sehr zu empfehlen.

Die Queen Elisabeth 2 Bei der Fahrt über den Kanal sehen wir im Containerhafen die "Queen Elisabeth 2" der Cunard-Reederei, die sich wohl zum Auslaufen fertig macht. Die Maschine steht schon unter Dampf und die Schlepper sind auch schon im Anmarsch. Unter Motor fahren wir im Kanal bis Ijmuiden. Heute ist um 12 Uhr Hochwasser, was uns für den Beginn der Fahrt nach England mitziehenden Strom bescheren würde.
Vor der Schleuse müssen wir heute länger warten. Am Warteschlengel bereiten wir schon mal aus den vorhandenen Zutaten einen frischen gemischten Salat vor. Nach dem Schleusen fahren wir zur Mittagspause in den Sportboothafen und genießen unsere Vitamine. Danach holt Stephan noch mal den aktuellen Wetterbericht vom Hafenmeister ein, worauf große Ernüchterung eintritt. Die Vorhersage für die nächsten 3 Tage ergibt Wind aus SW-W mit mittleren Stärken. Mist! Damit wird es nichts mit England, das wäre für die nächsten Tage nur Bolzen gegenan und die Aussichten für die folgenden Tage sind auch nicht besser. Was man bei ablaufendem Wasser an Strecke gut macht verliert man beim Aufkreuzen in auflaufendem Wasser fast wieder. Da ist an ein vernünftiges Fortkommen unter Segeln nicht zu denken.
Die ersten Tage unter Maschine gegenan? Macht auch keinen Spaß!

Heiko testet ebenfalls die elektronische Navigation Also wird eine neue Planung diskutiert: Erst nach Den Helder oder lieber nach Oudeschild auf Texel? Heute nachmittag ablegen oder morgen früh? Dann weiter Richtung Holland und Deutsche Bucht? Fragen über Fragen.
Nach diversen Diskussionen und Überlegungen laufen wir dann gegen 15.30 Uhr endgültig Richtung Den Helder aus, England bye bye! Heiko hat seinen Rückflug von London wohl doch umsonst gekauft. Der verfällt nun leider. Beim Auslaufen sehen wir noch einmal die QE2, die aus der großen Seeschleuse kam, im Tiefwasserweg Richtung Westen fährt und bald am Horizont verschwindet.
Wenigstens haben wir jetzt fast blauen Himmel, halben Wind von BB und mit Groß und Genua kommen wir bei mäßiger Welle mit 5-6kn gut voran. Sonnenuntergang vor Den Helder Unterwegs habe ich (aus Frust oder aus Langeweile?) zuviel Schokolade gegessen, bekomme natürlich davon Magendrücken und Hermann rät, dan Magen reichlich mit Kräuterlösung zu spülen. 3 Stunden segeln wir unter Autopilot Richtung Den Helder. Gegen 22.30 Uhr kommen wir bei untergehender Sonne am Leuchtturm vorbei, machen mal wieder Bilder vom Sonnenuntergang und kurven in den Marinehafen. Um 23.00 Uhr liegen wir am Schwimmsteg längsseits fest. Dann gibt es noch schnell einen "Strammen Max" und gegen Mitternacht ist dann nach einem Absacker relativ schnell Ruhe im Schiff.

Montag, 18.7.
Im Hafen Den Helder Heute morgen konnten wir wegen der ungünstigen Gezeiten mal wieder gemütlich ausschlafen, im Marineclub duschen und in Ruhe frühstücken. Anschließend bin ich nochmal durch den Hafen spaziert, habe noch einige Fotos im Hafen gemacht und dann laufen wir gegen 10.30 Uhr mit ziehendem Strom aus. Es ist herrlichster Sonnenschein, obwohl das Barometer in der Nacht von 1017hPA auf 1012hPA gefallen ist. Geplant ist heute von Den Helder 'rund Texel nach Vlieland und in den nächsten Tagen Richtung Deutsche Bucht bzw. Helgoland zu segeln. Die holländische Marine übt auch schon fleißig mit Hubschraubern, die die wildesten Manöver fliegen und Fregatten, die Richtung Nordsee auslaufen.

Passkontrolle für alle Als wir 'außen' an Texel entlang segeln, sehen wir ein Patrouillenboot der Einwanderungsbehörde, dass nach und nach herankommt und alle Sportboote bzw. die Ausweise aller Segelr kontrolliert. Nach dieser Prozedur bequemen wir uns endlich, bei dem schönen Wind den Blister zu setzen. Wir machen gute Fahrt bei sonnigem Wetter, sitzen in der Badehose an Deck und überholen z.T. sogar andere Segler. Als wir am Ostende von Vlieland "um die Ecke" Richtung Hafen wollen, müssen wir kurz aufkreuzen, aber mit einigen flotten Wenden ist das schnell bewerkstelligt. Um 17 Uhr liegen wir als 4. im Päckchen. Der Hafen ist schon wieder gut belegt. Irgendwie scheint Vlieland immer sehr beliebt zu sein, außerdem ist ja auch Urlaubszeit.

Der Wetterbericht beim Hafenmeister Der gemütliche Teil ... verkündet für die nächsten Tage Wind aus West mit ca. 4-5Bft., also keine große Änderung. Danach machen Heiko und ich erst mal einen 1-stündigen Spaziergang quer über die Insel zum Campingplatz und am Strand zurück. Inzwischen ist alles mächtig grau geworden und über der See sind schon Blitze u. Donner zu erkennen. Also flott zurück und am Schiff schnell noch die Kuchenbude aufgebaut, dann kommt auch schon ein gewaltiger Schauer herunter. Im Trockenen frönen wir unserer Lieblings-Feierabend-Beschäftigung, d.h. wir zapfen erst einmal ein Fäßchen an. Dann werden Kartoffeln geschält für Hermanns Abendmenü: Schweinefilets mit Spargel u. Sauce Hollandaise. Also haben wir uns die Ruhe angetan, hervorragend gegessen, mit einer Verdauungshilfe nachgespült und gemütlich das Fäßchen Gerstensaft ausgetrunken.

Dienstag, 19.7.
Heute ist wieder bester Sonnenschein und fast wolkenloser Himmel, aber es bläst schon im Schutz des Hafens ein strammer Wind mit ca. 5Bft. aus SW. Spaziergang auf Vlieland Geplant war eigentlich, gegen 13 Uhr mit Hochwasser u. mitziehendem Strom Richtung Norderney oder Borkum auszulaufen. Da Heiko am Sonntag seinen Törn gezwungenermaßen beenden muss, Beim Fahrradverleih haben wir die weitere Route mit "Deutsche Bucht links herum" geplant, d.h. zuerst entlang der Ostfriesischen Inseln und dann nach Norden, damit wir ihn am Sonntag an passender Stelle an Land absetzen können. Der Wetterbericht sagt aber heute für den Abend zunehmende Winde 6-7 und Schauerböen voraus. Damit wäre eine mächtige achterliche Welle während der Nacht zu erwarten, und Einlaufen z.B. in Norderney bei Starkwind am frühen morgen und gegen den laufenden Strom. Das ist mit Sicherheit kein Vergnügen, also wird ein Hafentag in Vlieland eingelegt.

Um 13 Uhr wird's interessant, als einige Schiffe wohl Richtung Terschelling oder Harlingen weg wollen. Es gibt ein mächtiges Schieben und Ziehen, als die Päckchenlieger aus den vorderen Reihen an den hinteren entlang "durchgereicht" werden. Dann schwimmen noch die gesamten Päckchen, als die inneren am Steg entlang nach hinten rutschen. Es wird mächtig an den Festmachern gezogen, bis alle wieder am Steg liegen. Alle Leinen werden wieder neu verzurrt und der 5. Festmacher (d.h. die Landstromleitung) wieder neu verlegt und dann kehrt wieder Ruhe ein.

Vlieland Hafeneinfahrt Zu Mittag gibt es Pellkartoffeln und Sahneheringe. Danach macht jeder einen mehr oder weniger langen Spaziergang über die Insel. Es ist den ganzen Tag über strahlend blauer Himmel mit kräftiger Brise. Gegen 18 Uhr wird der Himmel recht plötzlich wieder schwarz und es sieht kurzfristig so aus, als sollte es wieder ein Gewitter geben, aber die Wolken ziehen durch und es klart dann doch recht schnell wieder auf. Das Barometer ist in den letzten Stunden wieder rapide auf 1018hPA gestiegen, aber der Wetterbericht prophezeit für morgen immer noch 6-7Bft. Keine besonders guten Aussichten. Auch die Wetterfaxe, die Stephan fast stündlich per KW empfängt versprechen nichts Besseres.
Also machen wir uns an die Vorbereitungen zum Abendessen. Hermann macht heute Rindersteaks mit Kartoffeln, Pilzen, jede Menge Zwiebelringen und Pfeffersauce. Nach dem Abendessen bleibt uns nur, den Abend bei einigen Bieren und dem Abhören des Wetterberichtes zu verbringen. Eine gravierende Änderung ist aber bis jetzt nicht in Sicht.

Mittwoch, 20.7.
Heute gibt es kein Wecken durch den UKW-Funk und es ist lange Ruhe im Schiff. Zum Duschen suchen wir die Bordkasse mit den 50Cent-Stücken aber sie ist wie vom Erdboden verschwunden. Wettertechnisch ist die Lage unverändert. Der Deutschlandfunk meldet immer noch für den ganzen Bereich Engl. Kanal bis Deutsche Bucht 6-7Bft. mit Schauerböen und zeitweiligen Gewittern. Mist! Das ist nicht der Sommer und der Segeltörn, wie wir ihn uns gewünscht haben. Wir haben zuerst bedeckten Himmel, später teilweise aufgelockert aber es bläst selbst im Hafen mit 5-6Bft. Also ist noch ein Hafentag angesagt. Jeder vertreibt sich die Zeit auf seine Weise, entweder am PC oder mit irgendwelchen Klarierungen. Mittags macht Hermann Geflügelschnitzel. Wenigstens sitzen wir im Trockenen ... Am Nachmittag machen wir einen Spaziergang in die Stadt und wollen Kaffee trinken und holländisches "Appelgeback mit Slagroom" essen, aber der Apfelkuchen ist ausverkauft und die Bedienung rafft es sowieso nicht. Das Abendessen genießen wir wieder in aller Ruhe auf dem Schiff. Zum Abschluss sitzen wir im Cockpit unter der Kuchenbude und trinken dass letzte Fäßchen Gerstengetränk Marke "Herforder" aus. Der Metaxa ist eh' schon alle, obwohl ihn angeblich niemand gemocht hat. Also gibt es als Verdauungshilfe wahlweise Fernet oder Gorch Fock. Hermann spielt wieder etwas auf dem Schifferklavier und so wird es noch ein fröhlicher und gemütlicher Abend.

Donnerstag, 21.7.
Vlieland ist immer reichlich voll Heute wieder einmal ausschlafen ohne Wecker, UKW-Funk und Hermanns Geschirr-Klappern, dann ohne Streß duschen und frühstücken. Anschließend werden wieder div. Wetterberichte eingeholt per UKW (... dit is de Nederlandse Kustwacht ... ), Kurzwelle u. Wetterfax per KW (Northwood und DWD) und vom Hafenmeister (aber auch der verspricht nichts Besseres). Anschließend haben wir kein dringendes Programm und so gibt es nur etwas Unterhaltung zur Vertreibung der Langeweile.
Beim Hafenmeister fragen wir nach unserer verschwundenen Bordkasse und 'oh Wunder: Jemand hat sie tatsächlich samt dem kompletten Inhalt von fast EUR 100 abgegeben. Wir rätseln immer noch, wo die wohl verloren gegangen sein könnte. Gegen ein großzügiges Trinkgeld für die Kaffeekasse nehmen wir sie dankend wieder in Empfang. Dann spiele ich etwas an meinem PC und programmiere die Webseite über Hermanns Schiff (siehe unter "Hobbys / Weitere") fertig.

Der Leuchtturm auf Vlieland Im Hafen gibt's kaum eine Bewegung. Bei dem Wetter will keiner rein oder raus. Es scheint wohl allen etwas zu windig zu sein und die Leute genießen wohl eher ihre Urlaubstage. Für uns gibts auch nichts großartiges zu tun. Zu Mittag gibt's Schnitzel mit Zigeunersauce (immer mal wieder eine Abwechslung aus der Küche), dann machen wir einen Spaziergang zum Leuchtturm gemütlicher mit Besichtigung und anschließend nehmen wir in einem anderen Cafe doch noch "Koffie met Appelgeback". Dieses Mal klappt es endlich. Dann erledigen wir noch einige kleine Einkäufe und kaufen noch etwas Proviant nach: u.a. Frühstückseier, Brot und zusätzlich Batterien u. leckere "Fritessaus" für zu Hause.
Zum Abendessen gibt es Gulasch m. Spiralnudeln, anschließend einige kühle Fläschchen des gelben Gerstengetränks und die übliche Magenprophylaxe mit einem wundersamen Kräutermittel.

Freitag, 22.7.
Heute sind wir schon wieder in Vlieland aufgewacht. Der Hafenmeister ist nicht sonderlich überrascht dass wir schon wieder für eine Nacht unser Liegegeld nachbezahlen müssen. Das geht den anderen wohl auch so. Nachdem sich das Wetter inzwischen etwas beruhigt hat und die Vorhersagen auch etwas besser werden, treffen wir gegen Mittag endgültig die Vorbereitungen zum Auslaufen. Heiko macht zu Mittag noch reichlich Bockwürstchen warm und brät Rösti. Etwas seltsame Kombination, aber es geht relativ schnell und die Rösti hat Heiko wirklich super hingekriegt.

Gegen 16 Uhr laufen wir dann endgültig aus mit Ziel Norderney. Hinter'm Hafen in Lee der Insel ist es noch sehr ruhig und das Wasser fast glatt, aber als wir "um die Ecke" Richtung Nordsee kommen, wird es mächtig rauh. Wir stampfen unter Motor Richtung NW ziemlich stark gegen eine steile Welle und den Wind, bis wir die Untiefen umschifft haben und im freien Fahrwasser sind. Als wir endlich die Segel gesetzt und Kurs aufgenommen haben geht mächtig die Post ab. Wir sausen bei 5-6Bft. in Spitzen mit 8,5kn durchs Wasser und laut GPS mit 10,5kn über Grund. Es lässt sich bei der achterlichen Welle und dem böigen Wind zeitweilig etwas schwierig steuern aber wir kommen super flott voran.

Irgendwann am Abend gehen Stephan und Hermann in die Kojen. Hermann ist aber schon bald wieder da. Bei dem Geschaukel kann keiner schlafen. Gegen 22.30 Uhr gehe ich in die Koje und Hermann und Heiko fahren weiter. Um 2.30 Uhr ruft mich Heiko zum Wachwechsel und geht statt meiner in die Koje. Anfahrt auf Norderney Ich konnte wegen der Schaukelei auch nur etwas dösen. Hermann döst etwas im Cockpit unter der Srayhood und ich steuere weiter, bis wir gegen 5 Uhr schon an der Ansteuerungstonne "Schluchter" vor Norderney stehen. Aufgrund der gesegelten Geschwindigkeit sind wir viel zu früh, es ist noch dunkel, wir haben immer noch reichlich Wellen und der Strom kommt noch ziemlich stark von vorne. Da wir unter diesen Bedingungen noch nicht einlaufen können, versegeln wir einfach die Zeit bis ca. 7 Uhr (einmal nach NO in Richtung VTG und zurück). Dann laufen wir erneut die Ansteuerungstonne an und segeln durch das schmale und flache Nebenfahrwasser Norderney von Westen an.

Gegen 8.45 Uhr liegen wir dann im Hafen längsseits an einer HR und um 9.00 Uhr liege ich ohne lange Diskussionen (und ohne Anleger!) im Bett. Ich bin von der Nacht doch ziemlich geschafft und schlafe innerhalb von Sekunden ein. Gegen 12 Uhr werde ich zum "Frühstück" geweckt, habe aber noch längst nicht ausgeschlafen. Also geht's erst mal zum duschen in die sauberen und großzügigen Räume des Yachtclubs. Heiko packt schon mal seine Sachen zusammen, weil er lieber hier von Bord gehen möchte als evtl. in Büsum oder Helgoland.

Heiko ist fertig zur Abreise Gegen 15 Uhr wandern wir gemeinsam zum Fähr-Anleger und verabschieden Heiko. Er nimmt die Fähre nach Norddeich und wird von dort abgeholt. Ab jetzt setzen wir den Törn nur noch zu dritt fort. Anschließend machen wir einen Stadtbummel, trinken gemütlich Kaffee und genehmigen uns ein Stück Kuchen. Dann suchen wir die Kneipen, die man uns empfohlen hat ("Börse" u. "Möpken") und probieren dort eines von diesen kühlen blonden Getränken.
Zum Abendessen gehen wir zur Abwechslung einmal ins Hafenrestaurant und bestellen sehr leckere Fischgerichte. Das Essen ist hervorragend und der Service sehr zuvorkommend. Den "Absacker" nehmen wir dann wieder im Schiff und gehen etwas früher schlafen. Das ist auch gut so, denn ich muss doch noch etwas Schlaf von der letzten Nacht nachholen.




Sonntag, 24.7.
Unser Innenlieger hatte gestern angekündigt, dass er um 6 Uhr ablegen will. Helgoland voraus! Um 5.50 Uhr klopft es an die Bordwand und es ist schon mächtig Gerödel auf dem Nachbarschiff. Plötzlich wirft der Heini unsere Leinen los, noch bevor wir unsere Leinen auf der anderen Seite am Motorschiff vernünftig festmachen können. So ein Arsch! Nachdem wir nun schon einmal auf sind erledigen auch wir unsere morgendlichen Verrichtungen, frühstücken und um 7 Uhr legen wir Richtung Helgoland ab. Bei der Ausfahrt rund um den Westzipfel der Insel ist das Wasser noch sehr ruppig und frisch, aber während der Überfahrt wird der Wind etwas besser und die Wellen flacher. Als wir das östliche Ende des VTG 'Deutsche Bucht' erreicht haben kommt die Sonne heraus und während wir Richtung Helgoland fahren macht die Sache wieder richtig Spaß.

Die Insel mit der langen Anna (links) Gegen 16 Uhr sind wir schon da und machen längsseits als 3. im Päckchen fest. Die Stromversorgung auf Helgoland ist kompliziert, weil es für den ganzen Hafen (!) nur einen Verteilerkasten mit 4 Steckdosen gibt. Also zapfen wir Strom an einer Kabeltrommel am Nachbarschiff, nachdem wir zwei Kurzschlüsse in der Versorgungsleitung durch eine Steckverbindung unter Wasser und einen Leitungsbruch im Kabel beseitigt haben. An den Kosten für den Strom beteiligen wir uns natürlich.
Ein kleiner Fisch-Imbiss zwischendurch Dann machen wir bei herrlichstem Wetter einen Bummel durch die Stadt und genehmigen uns zuerst einen kleinen Fisch-Imbiss und dann Kaffee und Kuchen auf dem Oberland mit Aussicht auf den Hafen und die Düne. Danach machen Stephan und ich noch einen Rundgang um die Insel auf dem Oberland.
Gegen 20 Uhr sind wir wieder am Schiff, essen noch eine kräftige Hühnersuppe und genehmigen uns noch einige kühle Getränke im Cockpit. Nachdem Stephan wieder das Wetter per Handy und PC besorgt hat, entscheiden wir uns wegen der immer noch anhaltenden Westwindlage nicht für eine Weitereise nach O oder NO (z.B. Büsum oder Sylt) sondern für eine allmähliche Rückfahrt, zuerst nach Langeoog und dann, falls der Wind so bleibt evtl. weiter nach Norderney, Borkum und zurück nach Holland. Ob wir dann "binnen", d.h. durch das Wattenmeer oder "buten" (über die Nordsee) weiter segeln, entscheiden wir dann kurzfristig anhand der aktuellen Wettersituation.

Montag, 25.7.
Rundgang auf dem 'Oberland' Irgendwann am frühen Morgen höre ich im Halbschlaf, wie unser Innenlieger murmelt, dass er doch nicht wie geplant um 8 Uhr auslaufen will. Er muss erst noch eine neue Starterbatterie besorgen weil seine Energiereserven total im Eimer sind. Also ist noch etwas Schlaf genehmigt.
Um 7.30 Uhr geht es trotzdem aus den Federn, weil wir selber um 9 Uhr auslaufen wollen. Waschgelegenheiten, Toiletten und Duschen sind nur sehr begrenzt und nur gegen extra Bezahlung verfügbar. Helgoland bietet hier für die Segler einen äußerst bescheidenen Service. Außerdem gibt es noch ein zusätzliches Gedränge, weil auf der Wiese direkt neben dem Sanitärgebäude jede Menge Opti-Segler zelten, die vor der Insel ihre nationalen Meisterschaften austragen.
Nach dem Frühstück bezahlen wir unser Liegegeld, holen uns die obligatorischen Hafenstempel für unser Meilenbuch und setzen bei bedecktem Himmel die Segel für die Fahrt nach Langeoog. Der Wind kommt hierfür mit Stärke 3-4Bft. ziemlich achterlich (doch nicht so übel, wie vorhergesagt) aber es ist zunehmend grau mit zeitweiligem Sprühregen. Hinter der Hafenausfahrt geht meine rote Mütze bei Ausbaumen der Genua durch eine schlagende Schot über Bord. Hermann versucht noch ein MOB- (Mütze-über-Bord) Manöver, aber da ich vorne seine Kommandos nicht verstehe und den Spibaum nicht aus der Genua nehme, schaffen wir es nicht mehr. Also muss ich die Mütze wohl unter "Schwund" verbuchen und meine Horta-Mütze mit Sicherungsbändsel hervorkramen. Später fahren wir unter Motor und nehmen das Groß als Stützsegel dazu, zuletzt bleibt uns wegen Schwachwind nur noch die Fahrt unter Motor übrig.

Vor Langeoog fahren wir die Ansteuerungstonne "Accumer Ee" an, die Stephan aus den Navigationsübungen im SSS-Kurs bestens kennt und jetzt endlich mal "in echt" sieht (ist aber auch nur eine normale, schlanke, rot-weiße Tonne). Bei einheitlich grauem Himmel und nun anhaltendem Regen geht es in das Einlauffahrwasser Langeoog.
Gegen 17 Uhr sind wir im Hafen und der Hafenmeister genehmigt uns das Liegen in der gefundenen, freien Box. Stephan besteht auf 2 "Anlegern", weil die erste Box doch zu schmal war und er beim besten Willen nicht einlaufen konnte. Im Langeooger Hafen Das Wetter lockert allmählich auf und die Sonne schaut vorsichtig hervor. Stephan nutzt die Gelegenheit uns spritzt mit dem Wasserschlauch den angesammelten Schmutz und das Salz vom Schiff. Dummerweise ist meine Kojenluke zum Cockpit offen und so bekomme ich einen Schwall Wasser auf die Koje und meine Sachen. Damit ist erst einmal Ausräumen, Lüften und Trocknen angesagt. Danach sitzen wir im Cockpit uns schälen Kartoffeln für das Abendessen. Dabei hören wir, wie auf dem Nachbarsteg jemand Schifferklavier spielt. Hermann nimmt seine Quetschkommode und gesellt sich kurzfristig dazu. Bald darauf haben wir das Essen fertig und es gibt Schweinenüßchen mit Erbsen u. Möhren.

Da die Insel-Eisenbahn vom benachbarten Fährschiffsanleger nur in die Stadt fährt, wenn eine Fähre ankommt oder abfährt, machen wir nach dem Essen in Ermangelung irgendeiner Transportmöglichkeit einen 30-minütigen Fußmarsch in Stadt. Hier machen wir nach einem kurzen (!) Nur wegen der Gesundheit! Info-Rundgang eine größere Pause und genehmigen uns erst einmal eine Erfrischung mit einem leicht schäumenden Getränk. Gegen 22 Uhr sind wir wieder zurück am Schiff (natürlich schon wieder zu Fuß gelaufen).
Dort nehmen wir noch einen Absacker und machen die weitere, grobe Planung wie folgt: Dienstag 18 Uhr auslaufen von Langeoog nach Norderney. Ankunft dort ca. 22 Uhr. Mittwoch ca. 12h auslaufen, dann "innen" durch (d.h. durch das Wattfahrwasser) nach Borkum. Dort geschätzte Ankunft ca. 22-23 Uhr. Mit den abgeschätzten Zeiten und den aktuellen Wasserständen und Strömungen sollte das so funktionieren.

Dienstag, 26.7.
Der kalkulierte Zeitplan genehmigt uns mal wieder ein komfortables Ausschlafen und nach dem Frühstück etwas 'rumtrödeln, Tagebuch nachführen und die Navigation, Wasserstände, Zeiten u. Routen für die nächsten Abschnitte vorausplanen. Unsere weiteren Aktivitäten für heute: Erwin auf Langeoog ... Zu Mittag Fahrt mit der Inselbahn, dann gemächlich durch die Stadt und am Strand entlang bummeln. Das Barometer steigt wieder und der Wetterbericht im Radio verspricht uns auch eine Wetterbesserung. Draußen klart es langsam auf und die Sonne lugt schon mal vorsichtig zwischen den Wolken hervor.
 ... und Hermann auch! Als wir endlich zum Fähranleger gehen um den Zug zur Stadt zu bekommen haben wir wieder Pech. Wir hatten den Fahrplan falsch im Kopf. Also wieder keine Bahn und wieder in die Stadt latschen :-(. Verflixter Mist! Fahrräder kann man auch nur in der Stadt und nicht am Anleger oder im Yachthafen (wo wirklich reichlich Betrieb ist) mieten. Wirklich sehr intelligent! Also wandern wir los und zweigen kurz vor der Stadt links ab, wandern über die Dünen und dann eine Weile am flachen, sandigen Strand entlang. Es ist noch nicht sehr sonnig, aber trotzdem angenehm warm. Es weht ein angenehm leichter Wind aus W und am Strand ist richtig viel Betrieb. Na ja, ist ja auch Urlaubszeit.

Lale Andersen-Denkmal auf Langeoog Danach bummeln wir noch etwas durchs Städtchen und machen einige Fotos (u.a. auch von der Lale Anderson-Figur mit der Laterne). Hermann kauft sich eine neue Mütze, damit er Platz für die div. Souvenir-Anstecker von allen möglichen Urlaubsorten und den "Herforder"-Pins hat.
Außerdem ist heute ein erklärter Gourmet- und Verwöhntag: Erst gibt es ein Bier am Strand, dann Currywurst m. Pommes am Hallenbad und eine Eistüte in der Stadt. Schließlich fahren wir doch noch (kostenlos, wegen der bereits bezahlten Kurtaxe!) mit der Inselbahn zum Hafen zurück. Die Langeooger Inselbahn An Bord gibt's dann noch Kaffee und das aus der Bäckerei mitgebrachte Gebäck. Das Ganze begießen wir noch mit einem Brandy und sind erstmal rundum zufrieden. Wir sitzen noch bei Sonnenschein im Cockpit und genießen den Nachmittag bis zur Abfahrt, als Hermann eine neue Herausforderung vor sich hat: Nachdem er eine SMS von seinen Stegnachbarn aus Workum erhalten hat versucht er verzweifelt, seine 1. (!) SMS abzusenden. Verschiedene Experimente an seinem Handy fruchten nichts und auch mit Stephans Erfahrung geht's nicht, weil der SMS-Service für sein Handy (nach wie vielen Jahren eigentlich?) immer noch nicht frei geschaltet ist. Na gut, war also nix.

Gegen 18 Uhr laufen wir dann wie geplant aus. "Um die Ecke" von Langeoog segeln wir mit ziehendem Strom aber gegen den Wind und haben etwas rauhe Wellen. Das Ganze wird besser, als wir tieferes Wasser erreichen. Beim Setzen des Großsegels stoße ich mit der Brust kurz am Baum an, verbiege mal wieder total meine Brille, die am Band um den Hals hängt und höre noch, wie ein Glas klimpernd an Deck fällt und sich dann nach außenbords verabschiedet. Nichts mehr zu machen, weg ist weg. Ist schon ärgerlich, ist meine Haupt-Arbeitsbrille.

Bei tief stehender Sonne segeln wir hoch am Wind (mal wieder!) bei Wind aus NW mit 3-4Bft. oberhalb Norderney entlang nach Westen auf die Ansteuerungstonne "Dovetief" zu. Das Barometer ist inzwischen wieder auf 1015hPA gestiegen. Das gibt morgen bestimmt gutes Wetter. Im betonnten Fahrwasser in Richtung Westende von Norderney ist ganz deutlich ein ziemliches Kabbelwasser mit ca. 1m Welle zu erkennen. Trotz Niedrigwasser müßte die Wassertiefe für uns völlig ausreichen aber plötzlich setzt uns die Welle nahe einer grünen Tonne 2x ganz kurz auf Grund. Mit Motorhilfe steuern wir sofort weiter in die Fahrwassermitte und sofort ist alles wieder ok. Hier muss sich wegen der anhaltenden Westwindlage eine kleine Sandbank aufgebaut oder verschoben haben. Weil ich in Luv auf der Cockpitducht sitze sind bei den überkommenden Seen die Plünnen sofort komplett nass und durch. Kurz vor der Hafeneinfahrt nehmen wir noch ein anderes Segelboot in Schlepp, das Probleme mit Dreck im Propeller hat und nicht vernünftig manövrieren kann. Gegen 21 Uhr liegen wir mal wieder im Päckchen, heute als 4.Boot.
Schnell noch ein Putenschnitzel gebraten und dann kommt endlich wieder der gemütliche Teil im Cockpit. Magenbeschwerden sind auch heute keine aufgekommen, weil wir wieder rechtzeitig mit vergorenen Kräutern und Gewürzen vorgesorgt haben.

Mittwoch, 27.7.
Der Sonnenschein kommt schon recht früh durch die Luken und es ist schon angenehm warm unter Deck. Um 8.30 Uhr klopft es an der Bordwand weil ein Segler ganz innen aus dem Päckchen 'raus will. Alles 'raus zum Trocknen und Lüften Wir bleiben außen am Päckchen hängen und werden durch die anderen mit an den neuen Platz gezogen. Nach dem Besuch des Waschhauses frühstücken wir bei Sonnenschein und Windstille :-( im Cockpit. Die Handtücher, Schlafsäcke, Kissen und die nassen Sachen von gestern hängen schon überall am Schiff verteilt zum trocknen bzw. zum lüften. Hermann bringt den Spibaum-Schlitten zur Reparatur, bei dem wir beim Ausbaumen hinter Helgoland festgestellt hatten, dass das Auge aus der Halterung gebrochen war. Inzwischen ist es etwas bewölkt und ein leichter Wind kommt aus ONO auf. Gute Richtung für unseren heutigen Törn. Nach einem Spaziergang holen wir den Schlitten wieder ab und laufen gegen 13 Uhr aus.

Aus dem Hauptfahrwasser zwischen den Inseln wechseln wir erst ins Memmert-Fahrwasser ('unterhalb' von Juist) und später ins Borkumer Wattfahrwasser ('unterhalb' von Borkum). Wir hangeln uns bei Hochwasser und trotzdem nur minimaler Wassertiefe vorsichtig an den Prickenwegen entlang. Spaziergang am Strand von Borkum Soweit klappt alles auch ganz gut, obwohl das Echolot manchmal nur 1,5m Tiefe anzeigt. Nur im Borkumer Wattfahrwasser setzen wir einmal ganz kurz auf, weil der Priel schon wieder anders verläuft als abgesteckt. Ist aber alles kein Problem weil unter uns nur weicher Modder ist, wir sowieso nur ganz langsame Fahrt im Schiff hatten und sofort wieder frei sind. Nicht weit neben dem Fahrwasser gehen die Möwen spazieren und die Robben sonnen sich auf einer Sandbank nur wenige Meter weiter. Es ist glücklicherweise nur schwach windig, aber mit 2-3Bft. zum Unterstützen nicht schlecht.
Gegen 17 Uhr steuern wir in den Borkumer Burkana-Hafen und liegen anschließend längsseits in Lee am Betonsteg der ehemaligen Bundesmarine. Strom finden wir (wie aus unserem letzten Besuch noch in Erinnerung) unter einer schweren Stahl-Abdeckung im hohlen Innenleben des Schwimmsteges. Die Borkumer Inselbahn Nachdem wir auf dem Schiff zu Abend gegessen haben machen wir noch einen Abstecher quer über das frühere Kasernengelände zum Hafenrestaurant des nächsten Sportboothafens. Hier gleichen wir den Flüssigkeitsbedarf des Körpers wieder mit einigen vergorenen Gerstengetränken aus und desinfizieren unsere inneren Organe vorsorglich mit einer Mixtur aus eingelegten Kräutern. Als wir aus der Kneipe kommen hat ein starker Regen eingesetzt und so werden wir auf dem Rückweg mangels mitgebrachter Schirme und trotz Segeljacken auch noch kräftig naß. Wirklich sehr abwechslungsreiches Wetter.

Donnerstag, 28.7.
Als ich wach werde denke ich zuerst, die Luken sind total beschlagen aber es sind nicht die Luken, Der alte Borkumer Leuchtturm ... es ist draußen wirklich total diesig, ja fast neblig wie im Herbst. ... und der neue. Heute haben wir keine Eile und nehmen nach einem gemütlichen und ausgedehnten Frühstück kurz vor Mittag den Bus in die Stadt, die einige Kilometer vom Fähranleger und vom Yachthafen entfernt ist.
Es wird nur ganz allmählich ein wenig heller. Trotzdem ist es angenehm und warm genug zum Laufen. Wir machen einen ausgedehnten Spaziergang am Strand und der Promenade entlang, umrunden den alten Leuchtturm und bummeln durch die Stadt und an den Souvenirläden entlang. Hermann kauft verschiedene Leuchtturm-Pins zum Anstecken an seine neue Mütze. Dann essen wir etwas zu Mittag in einem Bistro und nehmen anschließend -bei nun wieder etwas hellerem, aber noch schwülem Wetter- ein sehr kühles Bier mit Blick auf den großen, neuen Leuchtturm. Danach musste ich die 363 Stufen des Leuchtturms wegen fauler Ausreden von Hermann alleine hoch steigen, hatte allerdings wegen des Wetters auch nur stark eingeschränkte Sicht. Anschließend ging's mit dem Bus wieder zurück zum Hafen. Es ist wieder zunehmend neblig-diesig aber die Temperatur ist unter der Wolkendecke immer noch ok.
Zum Abendessen gibt es heute Rouladen m. Kartoffeln u. Rotkohl. Heute ist wegen des geplanten frühen Auslaufens am nächsten morgen schon deutlich früher Ruhe im Schiff.

Freitag, 29.7.
Heute ist die Rückfahrt von Borkum nach Vlieland geplant. Also wegen der Gezeiten bereits um 5 Uhr aufgestanden (ist ja nun gar nicht meine bevorzugte Zeit) und nach den morgendlichen Aktivitäten um 6 Uhr abgelegt. Nach der Umrundung des kleinen Leuchtfeuers 'Fischerbalje' am Ende des Leitdamms geht es erst ins Emsfahrwasser und anschließend entlang des VTG nach Westen.
Wegen schlechter Sicht und schwachem Wind fahren wir anfangs unter Motor und nehmen sicherheitshalber das Radar dazu. Der (inzwischen wieder holländische) Wetterbericht verkündet: "Zicht matig tot slecht". Das überrascht uns nicht sonderlich, das haben wir auch schon gemerkt. Als es kurz darauf total schwarz wird, springen Hermann und Stephan in die Gummipelle und Stephan steuert in voller 'Musto'-Ausrüstung durch einen kräftigen Gewitterschauer. Ich mache unter Deck Navigation ;-) und beobachte das Radar, auf dem bei ausgeschalteter Regen-Enttrübung zeitweilig alles komplett schwarz ist, so dicht fällt der Regen. In der Hauptfahrtrichtung nach Westen können wir zuerst noch mit halbem Wind segeln, später dreht der Wind recht, bis er schließlich mal wieder von vorne kommt :-(

Zuerst versuchen wir noch hoch am Wind zu segeln, aber wir kommen immer weiter noch Norden vom Kurs ab. Wir versuchen noch zu wenden, aber das wäre fast genau Kurs Süd, was bei dem schwachen Wind und dem gegenan laufenden Strom keinen Sinn macht. Ein Nickerchen in Ehren ... So kommen wir nicht voran und entscheiden uns dann, unter Motor Richtung SW zu fahren, um den Kurs mit Stützsegel wenigstens einigermaßen zu halten. Natürlich kommen wir auf dieser Strecke bei weitem nicht so schnell voran wie bei der Hinfahrt. Das ist mit der Nacht-Rauschefahrt auf dem Hinweg absolut nicht zu vergleichen. Dann schielt die Sonne mehr und mehr durch die Wolken und es wird warm und schwül. Da wir im Prinzip nur stur geradeaus fahren und es nichts zu beobachten gibt, macht jeder zwischendurch mal ein Nickerchen am Nachmittag. Aufgrund der aktuellen Geschwindigkeit haben wir eine berechnete ETA von 22 Uhr, d.h. es werden insgesamt ca. 16Std. werden. Zuletzt ist es eine doch recht langweilige Fahrt unter Motor. Die Sonne scheint zwar noch, aber der Wind bläst inzwischen doch recht kühl von vorne. Vor Vlieland können wir wegen des Hochwassers den Umweg um die Untiefen etwas abkürzen.

Der Hafen ist mal wieder gut belegt aber wir kommen längsseits in der 3.Reihe als 3.Schiff an einem netten Holländer zu liegen. Schnell noch den Landstrom beim Nachbarn angezapft und dafür als Kompensation einen Schnaps spendiert (mehr wollte er nicht, obwohl es -oder vielleicht weil es- holländischer Genever war!?). Hermann holt das Schifferklavier heraus und spielt ein kleines Potpourri, was bei den umliegenden Crews in ihren Cockpits ganz gut ankommt. Heute hat keiner Lust, ein richtiges Menü zu kochen. Auf dem Menüplan für heute steht: "Was noch da ist", also holen wir auf die Schnelle Frikadellen aus der Back, braten Bockwürstchen und Hähnchenschnitzel auf und servieren dieses herrliche Potpourri mit Senf, Ketchup und Brötchen. Ein sehr rustikales Essen, aber mit diversen Bierchen und Schnäpsen (natürlich nur wegen der Gesundheit) wird das Essen doch recht verdaulich. Nach dem anstrengenden und vor allem langen Tag sind wir dann doch relativ schnell in der Koje.

Samstag, 30. 7.
Heute früh werde ich durch das Prasseln des Regens auf dem Schiff geweckt. Rundherum ist alles gleichmäßig grau und mies. Ich habe von dem gestrigen Abendessen einen schönen Nachdurst. Gegen 9.30 Uhr stehen wir trotz des miesen Wetters langsam auf und arbeiten das Morgenprogramm ab. Als wir beim Hafenmeister das Liegegeld bezahlen ist alles noch grau und wir haben kaum Wind.
Gegen 11Uhr machen wir uns dann fertig, ziehen "Gummi" an, wie Hermann das nennt und legen ab. Zuerst motoren wir noch rund um die Untiefen mit Kurs Harlingen. Kurz darauf gibt es einen kräftigen Regenschauer mit ordentlichen Böen, aber anschließend stellt sich ein guter Segelwind ein, der später bis auf einen schönen 6-er zunimmt. Es wird zunehmend klarer und vor Harlingen haben wir plötzlich wieder herrliches Segelwetter. Gerefft rauschen wir mit 9,5 kn über Grund und gegen 14 Uhr in Harlingen in den Hafen, wo wir für eine ruhige Mittagspause längsseits in Lee eines großen 2-Masters festmachen. Zuerst ist der Skipper nicht erfreut und will uns in den Sportboothafen verweisen, aber als wir ihm mitteilen, dass wir in einer Stunde wieder weg sind, ist er dann doch einverstanden. Also nehmen wir zuerst einen Anleger-Schnaps und dann gibt es wieder ein stilvolles Gourmet-Menü aus der Hand in Form von "Feine Variationen von Dosenfisch an trockenen Brötchen", ein Bier und einen Verdauungsschnaps.

Als wir nach der Pause bei Sonnenschein und klarem Himmel weiter segeln, haben wir entlang der Küste und des "Afslutdijk" einen guten 5-er aus W, den wir mit dem 2.Reff in Groß u. Der letzte Schlag zum Hafen Genua und ganz, ganz hoch am Wind und bei mitlaufendem Motor gerade noch ausnutzen können bis auf die letzte Meile vor Schleuse. Hermann steuert nach Hause An der Schleuse selbst brauchen wir nicht lange zu warten und dann geht es mit fast halbem Wind noch einmal mit vollem Tuch und tollem Speed nach Workum. Das ist zum Schluß noch einmal tolles Segeln bei schönstem Sonnenschein und nur minimaler Welle. In Workum geht es dann zuerst zur Tankstelle und gegen 20 Uhr liegen wir nach 2 Wochen und einem "Beinahe-England-Törn" wieder in der heimatlichen Box. Nach dem Abendessen ist der Schwung irgendwie total hin, und alle gammeln so im Salon oder Cockpit vor sich hin. Irgendwann verziehen wir uns alle sang- und klanglos in die Kojen.

Sonntag, 31.7.
Heute noch einmal um 8 Uhr aufstehen und dann geht's nach der allmorgendlichen Routine an's Schiff aufräumen. Zuerst werden die persönlichen Sachen zusammen gepackt und im Nieselregen in die Autos verfrachtet und dann geht routine-mäßig das Groß-Reinemachen los, zuerst innen durch alle Kammern, Kojen, Schapps und Bilgen und dann wird das Schiff von außen bei mehr oder weniger starkem Regen geschrubbt und abgespritzt.
Am Ende sind wir ziemlich durchgeweicht, aber es sieht alles trotz des trüben Wetters wieder blank aus. Dann noch die Kostenabrechnung gemacht und gegen 13 Uhr sitze ich im Auto auf dem Weg nach Hause. So schnell können 2 Wochen Urlaub und ein "Beinahe-England-Törn" vorbei sein.

Für die Qualität meiner Bilder muss ich mich noch entschuldigen, aber der Scan-Service bei der Filmentwicklung taugt einfach nichts. Die qualitativ besseren Bilder hat Heiko dankenswerterweise zur Verfügung gestellt.


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