Herrentörn England 2003

In diesem Jahr war ein Herrentörn für eine Woche geplant. Ziel war in diesem Jahr Ost-England, was von Holland aus einigermaßen günstig zu erreichen ist.

Hermann hatte zusammen mit Rudi schon früh die Planungen mit Entfernungen, Gezeitentafeln, möglichen Häfen und der notwendigen Verproviantierung (natürlich einschl. der Getränke ;-) aufgenommen.
Der Termin war vom 18.7. bis 27.7.2003 angesetzt.
Was wir, d.h. Hermann, Rudi, Peter, Stephan und ich dabei erlebt haben, könnt Ihr im Folgenden in meinem Tagebuch nachlesen.

Freitag, 18.7.2003
Peter staut die 'wichtigsten' (flüssigen) Nahrungsmittel im Vorschiff Wie üblich wieder in aller Eile von meinem Arbeitsplatz in Bayern nach Hause gesaust, umgezogen, die Reisetasche fertig gepackt und dann weiter nach Essen gefahren. Gemeinsam mit Stephan ging es dann weiter nach Workum, wo wir leider erst gegen 22.00 Uhr angekommen sind.
Nach der Begrüßung kam dann erst mal das große Kisten- und Gepäck-Schleppen. Es ist schon eine Menge Arbeit, die von Hermann (bzw. Wiltrud) zentral gekauften Lebensmitel und die privaten Klamotten an Bord zu schleppen. Danach kam die unvermeidliche Stauer-Aktion, damit alle Nahrungs- und Genussmittel, vor allem die lebenswichtigen Getränke (!) zu allen Mahlzeiten und natürlich auch zwischendurch einfach und schnell zu erreichen sind.
Stephan bringt seine eigenen Blumentöpfe mit Schnittlauch und andern Köstlichkeiten an Bord, weil er eine radikale Diät macht und an unseren kulinarischen Höhepunkten nicht teilnehmen will. Danach gab's als Begrüßungstrunk und zur Entspannung ein Party-Fässchen Gerstensaft zusammen mit einem kalten Abendessen.

Samstag, 19.3.
Noch schnell einige Ausbesserungen Aufwachen bei strahlendem Sonnenschein und sehr angenehmem Wind mit Bft. 2-3 aus Süd (bei dem wir später natürlich mal wieder fast genau gegenan müssen).
Nach dem Frühstück nähe ich noch kurz die losen Nähte am Achterliek des Großsegels nach, während die anderen noch letzte Besorgungen erledigen, Stempel für das Meilenbuch besorgen und das Schiff zum Auslaufen klar machen. Dann wird das Groß angeschlagen, Wasser gebunkert und im Schiff alles klariert, so dass wir gegen 10.15h auslaufen können. Wir wollen Richtung "Süd- Südwest" durch das Ijsselmeer und durch Amsterdam nach Ijmuiden. Von dort aus soll es über die Nordsee mit Kurs West Richtung Lowestoft gehen. Ich mache anfangs etwas Navigation und Logbuchführung, aber der Eifer für diese ungeliebten Arbeiten verfliegt dann relativ schnell wieder.

Durchschleusen in Enkhuizen Zuerst segeln wir noch Richtung Stavoren, kurz darauf müssen wir bei sehr schwachem Wind allerdings schon den Dieselwind zu Hilfe nehmen, um nicht am Anfang des Törns schon zu viel Zeit zu verlieren. Weiter geht es nach Enkhuizen und durch die neue Schleuse.
Anschließend machen wir kurz fest für eine Mittagessen-Pause. Es ist mächtig heiß und fast komplett windstill. Wir sitzen im Cockpit und genießen eine große Fischplatte mit feinen Variationen von Lachs, Matjes, Hering, Shrimps an herzaftem Brot.

Eine schöne Abkühlung Während der Weiterfahrt stoppen wir kurz das Schiff, machen wir eine kleine Badeeinlage, schimmen etwas und lassen uns dann bei sehr niedriger Geschwindigkeit an einem Tampen hinter dem Schiff nachschleppen.
Das macht Spaß und ist bei der Hitze doch eine sehr schöne Erfrischung. Stephan steuert und passt auf, dass keiner von uns verloren geht.

Der Leuchturm 'Pferd von Marken' Nachdem es immer noch keinen nennenswerten Wind zum segeln gibt, geht es unter Motor und per Autopilot weiter nach Marken. Um den Leuchturm herum ist immer viel Betrieb, sowohl auf dem Wasser wie auch am Land. Solche Landmarken ziehen immer wieder Leute an. Von hier aus geht es weiter in Richtung Oranje-Sluis. Da es außer der Unterhaltung und der Beobachtung der vorbeikommenden Schiffe und der Landmarken nicht viel zu tun oder zu sehen gibt und auch keiner Lust auf größere Aktivitäten hat, macht der Eine oder Andere schon mal ein kleines Nickerchen...

Angenehmes Nichtstun ... Hinter der Oranje-Schleuse geht es per Motor weiter durch den Ij-Kanal und durch Amsterdam. Hier sehen wir allerhand große und weniger große Berufsschiffahrt, sowohl ein- als auch auslaufend und müssen uns als Sportboot natürlich immer schön am Schnelle Verbindung Amsterdam-Ijmuiden Rand des betonnten Fahrwassers bewegen. Unterwegs setzen wir zwar noch das Großsegel als Stütze, aber das bringt immer noch nichts. Später kochen wir bei völlig aufrechter Fahrt und eingerollten Segeln noch ein warmes Süppchen und können dann das Abendessen während der Fahrt auf dem Kanal gemütlich an Deck einnehmen, während wir gegen die untergehende Sonne unserem heutigen Ziel entgegen fahren.

Gemütlicher Feierabend, auch wenn Hermann so ernst guckt! In Ijmuiden können wir direkt in die Schleuse fahren und liegen gegen 22.30 Uhr im Sportboothafen fest. Anschließend habe ich noch mein Notebook hochgefahren um einmal die Software JV-Comm zu testen. Damit kann man (wenn man richtig damit umgehen kann) Wetterfaxe per Weltempfänger auf KW empfangen und auf dem PC darstellen). Leider bekomme ich nichts Gescheites auf den Bildschirm, vermutlich wegen schlechten Empfanges und mangelhafter Antenne. Da ich keine Lust auf lange Basteleien habe, packe ich den ganzen Kram wieder ein und widme mich lieber mit den anderen unserem Feierabend-Fässchen gut gekühlten Gerstensaftes. Damit haben wir den ersten Tag erfolgreich geschafft und den Absprung auf die Nordsee vorbereitet.

Sonntag, 20.7.
Stärkung vor dem Absprung nach England Heute Nacht habe ich gut geschlafen und werde am Morgen durch Hermanns lautstarkes Geklapper mit dem Geschirr in der Kombüse geweckt. Rudi hat sich schon an mir vorbei aus der Koje geschlängelt und ist schon fertig. Also 'raus zum Duschen und anschließend deftig gefrühstückt mit Spiegeleiern, Schinken, frischem Kaffee etc.
Stefan nimmt an unserer Frückstücksorgie nicht teil und begnügt sich mit einem Heißgetränk. Danach gehts noch kurz zum Tanken und um 10.30h geht's dann los auf die Nordsee mit Kurs auf Lowestoft.

Es ist sonnig bzw. halb bedeckt, aber angenehm warm. Ob die Position wohl stimmt ... ? Zuerst setzen wir Segel und kommen einigermaßen voran, später müssen wir wegen Windmangel wieder den Diesel zu Hilfe nehmen. Die Wellen kommen fast quer zum Schiff und wir "rollen" zeitweise unserem Ziel entgegen. Später segeln wir wieder, natürlich mal wieder "am Wind", glücklicherweise bei überwiegend sonnigem Wetter (Warum haben wir eigentlich fast immer den Wind von vorne, oder ist das nur ein subjektives Empfinden?).
Unterwegs sehen wir immer mal wieder die Berufsschifffahrt und dann weiter entfernt auch noch ein 4-Mast-Segelschiff. Gelegentlich machen wir eine Positionsbestimmung in der Karte und stellen fest, dass wir wegen der Gezeiten ein ganz großes "S" mit Versatz einmal nach Nord und einmal nach Süd über die Nordsee gefahren sind.

Rudi und Hermann sind gut 'drauf Für die Nacht haben wir folgende Wacheinteilung vorgesehen: Hermann u. Rudi von 23.00 - 2.00 Uhr, Erwin, Stephan u. Peter von 2.00 - 5.00 Uhr, dann wieder Hermann u. Rudi. Das Segeln bei Nacht geht prima, zeitweilig ist es sogar sternenklar und wir sehen einen tollen Sternenhimmel, wie man ihn an Land mit all' dem Fremdlicht kaum sehen kann. Der Wind ist mäßig bis gut und wir haben wenig Verkehr, also macht das Segeln Spaß. Wir wechseln uns mit Steuern, Ausguck und Navigation ab und mit der Unterhaltung wird es auch nicht langwreilig. So geht die Wache kurzweilig und problemlos 'rum. Trotzdem verziehe ich mich anschließend schnell in meinen Schlafsack. Als ich nach meinem Morgenschlaf wieder an Deck komme, ist die englische Küste schon in Sicht.

Montag, 21.7.
Der 'Royal Norfolk & Suffolk Yacht Club' Wir nehmen Kurs auf die Kardinaltonne "Süd" vor Lowestoft, die uns als Ansteuerungstonne dient und fahren dann im betonnten Fahrwasser längs der Küste. Der MacMillan, die dicke Bibel der englischen Segler hilft uns hier mit sehr vielen Detailinformationen. Da die Einfahrt in den Sportboothafen etwas verwinkelt ist rufe ich kurz vorher den Hafenmeister über Funk und frage, ob die Einfahrt frei ist. Er beobachtet die Hafeneinfahrt per Videokamera und bestätigt die freie Einfahrt. Gegen 11.00 Uhr morgens liegen wir komfortabel längsseits am Steg. Trotz der frühen Stunde gibt es natürlich einen Anlegeschluck und wir pellen uns endlich aus den dicken Klamotten.

Lowestoft Pier und 'Amusement Hall' Das Wetter ist schön und lädt zu einem Stadtbummel ein. Nach Begleichung unserer Liegegebühren im "Royal Norfolk & Suffolk Yacht Club" erkunden Peter und ich zuerst die Pier. Hier hat sich eine der in England so beliebten und unvermeidlichen "Amusement-Halls" etabliert. Außer der nervenden Musik und dem Lärm und dem Geklapper der Automaten machen uns die "Düfte" der Fish-and-Chips Bude neben der Pier unmissverständlich klar, in welchem Land wir sind.
Anschließend geht's mit der ganzen Mannschaft in die Stadt und wir bummeln die Fußgängerzone, die "Shopping area" und die Old Town entlang, natürlich nicht, ohne in einem "very traditional English Pub" ein Guinness bzw. ein Bitter zu probieren und das etwas angestaubte Interieur zu bewundern.

Engl. 'Mehrfamilienhäuser' Zu Mittag gibt es heute eine schnell heiß gemachte Erbsensuppe m. Würstchen, weil bei dem schönen Wetter niemand Lust zum Kochen hat. Am Nachmittag machen wir noch einen ausgedehnten Spaziergang an der Promenade entlang.
Leichte Spiele im Stadtpark Hier kann man sehr schön erkennen, dass die Mehrfamilien- und Reihenhäuser keine jüngere deutsche Erfindung sind sondern in England wohl schon seit langer Zeit existieren. Die Fassaden Richtung See sind wohl die "Schokoladenseite" der Häuser, denn die Rückseiten mit den Hinterhöfen schaut man besser nicht so genau an. Vom Spazierweg am Cliff hat man einen sehr schönen Blick entlang des Strandes und der Küste. Im Stadtpark machen wir eine Pause, gönnen uns ein kühles Getränk und schauen den Rentnern beim Boule (?) zu.

Stephan mit seinem Sonderessen Zum Abendessen bereitet der Chef ein Hühnerfrikassee mit Reis und gem. Salat zu. Das Abendessen ist wieder der Beginn des gemütlichen Teils des Abends (außer dem notwendigen Spülen natürlich).
Stephan will an unserem Abendessen und Hermanns "Deluxe-Menüs" immer noch nicht teilnehmen. Er läßt sich seine Diät nicht madig machen. Nachdem er verschiedene Kräuter in seinen Blumentöpfen geerntet hat kocht er mit einigen anderen Zutaten sein eigenes Süppchen.
Unser Dessert -einige Bierchen aus dem Partyfässchen mit dem dazu gehörenden, unvermeidlichen Fernet- genehmigen wir uns gemütlich im Cockpit. Da Stephan seine Diät eisern durchhält, gönnt er sich in geselliger Runde ein kühles Fläschchen prickelndes Mineralwasser.

Dienstag, 22.7.
Der kurze Törn. Heute können wir mal wieder wieder ausschlafen, dann duschen im RN&S Yacht Club, frühstücken und das übliche Chaos im Schiff klarieren. Dann planen wir die Fahrt nach Southwold, dass nicht an der Küste sondern ein gutes Stück am River Blyth flussaufwärts liegt. Um 11 Uhr legen wir für den nur ca. 10sm kurzen Schlag ab.
Natürlich segeln wir mal wieder hoch am Wind und teilweise ist es doch ein recht nasses segeln.
In Southwold, auf dem river Blyth Die Einfahrt in die Flussmündung ist a) nur schlecht zu erkennen, da die Küste insgesamt flach ist und die Einfahrt nur angedeutete Molen aus wenigen Holzbalken hat und ist b) bei Stromversatz quer zur Küste und bereits aus dem River ablaufendem Wasser etwas schwierig anzusteuern. Nach dem Einsteuern motoren wir den Fluss hoch bis wir in Höhe des Pubs "Harbour Inn" längsseits an einer Hunter 29 festmachen. Hier gibt es zwar einige Stege zum Festmachen und davor auch einige Häuser, aber ein richtiger Hafen sieht anders aus. Später bekommen auch wir noch ein weiteres Schiff längsseits. Aufgrund der starken Strömung müssen wir das Schiff auch mit Landleinen gut festmachen. Der Zug auf das Päckchen ist doch schon recht beachtlich.

Leuchtturm Southwold Am Nachmittag machen Rudi und ich einen Spaziergang ins ca. 20min. entfernte Städtchen, bummeln durch die Sträßchen, an der Strandpromenade, am Leuchtturm und an der Dorfkirche vorbei. Daraufhin ist es Zeit, in einem Pub etwas Rast zu machen und ein "Bitter" zu trinken. Ich weiß nicht, warum ich nicht wie sonst beim Guinness geblieben bin (Ich glaub' da gab's gar keines). Das Bitter schmeckt labberig und erinnert mich irgendwie an lauwarmes Spülwasser, natürlich ohne Kohlensäure. Anschließend geht's zurück zum Schiff, wo wir am frühen Nachmittag Salate en gros an Bord auffahren: Kartoffelsalat, Nudelsalat, frischer Salat und dazu eine reichhaltige, kalte Fischauswahl. Dann machen sich Hermann u. Stephan landfein und absolvieren einen Spaziergang Richtung Dorf, derweil der Rest der Crew ein Nickerchen an Bord macht oder einfach faul herumhängt. Abends geht's der Bequemlichkeit halber direkt in's "Harbour Inn" um ein Guinness zu trinken. Es ist in der Kneipe recht gemütlich, aber natürlich ist auch hier -wie in allen englischen Kneipen- schon um 23 Uhr Schluss, so dass wir uns auf's Schiff zum Schlafen verziehen.

Mittwoch, 23.7.
Steuerungshilfe bei der notwendigen Flüssigkeitsaufnahme Da wir heute wieder erst kurz vor Mittag bei ablaufendem Wasser und abnehmendem Strom auslaufen wollen, können wir wieder in Ruhe ausschlafen und frühstücken. Leider gibt es in der Nähe keine Dusche und der Spaziergang Richtung Campingplatz an der Flussmündung ist auch nicht ergiebig. Anschließend schlendere ich noch einmal über die kleine Personenbrücke auf die andere Flußseite, Leuchtturm Orfordness um noch einige Fotos zu machen. Wir möchten auch noch unser Liegegeld bezahlen, aber der Hafenmeister ist nicht da und auch partout nicht aufzutreiben und so laufen wir gegen Mittag aus. Kurz vor der Flussmündung setzen wir einmal ganz kurz mitten im Strom auf einer Sandbank auf und dann sind wir auch schon im offenen Wasser.
Die Tour an der Küste entlang ist nicht sonderlich spektakulär. Wir kommen an einem Kernkraftwerk vorbei, passieren den Leuchtturm Orfordness (weißer Turm m. 2 roten Bändern) auf dem platten Land und nehmen Kurs auf die Ansteuerung von Woodbridge Haven.

Herrenahus am River Deben Die Mündung des River Deben mit den wenigen, kleinen Tönnchen vor den Untiefen ist wieder schlecht zu erkennen und einzuschätzen. Der MacMillan hat zwar eine Detailkarte, aber die Zeichnung und die Wirklichkeit in Übereinstimmung zu bringen ist irgendwie nicht so ganz einfach. Ich funke deswegen den Fährmann an, Schöne englische Fachwerkhäuser der dort eine kleine Fähre betreibt. Er erklärt uns die Einsteuerung und bedeutet uns, getrost die etwas gewundene und teilweise flache Flussmündung anzugehen und die Fahrt den Fluss hinauf zum Ort zu genießen. Also segeln wir gemütlich den Fluss hinauf durch eine schöne Landschaft, den Flußwindungen folgend, an verschlafenen Dörfchen und versteckten Herrenhäusern vorbei und zwischen den verschiedenen Bojenfeldern mit Ankerliegern hindurch.

Woodbridge vom Wasser aus Nach ca. 9sm Fahrt flussaufwärts sehen wir das kleine Örtchen Woodbridge vor uns. Als wir vor dem Hafen ankommen, zeigt der Pegel nur ca. 1,5m Wasser über der Barre vor der Hafeneinfahrt. Ein Schiff mit offensichtlich wesentlich größerem Tiefgang hängt schon dort fest und arbeitet mächtig um sich wieder frei zu fahren. Wir warten noch etwas und nehmen etwas später bei angezeigten ca. 1.6m Wassertiefe kurzen Anlauf Der Pegel über der Barre und mit einem ganz leichten Aufsetzer des Flügelkiels und der Gewichtsverlagerung der Mannschaft zuerst nach hinten und dann nach vorne sind wir auch schon durch und machen längs an einem großen holländischen Plattboden fest. Die anderen Schiffe mit größerem Tiefgang müssen noch auf mehr Wassertiefe bei auflaufendem Wasser warten bzw. auf die Einfahrt ganz verzichten. Wir nehmen unterdessen einen "Anleger" im Cockpit und beobachten voller Interesse die Aktivitäten vor und hinter der Barre.



Die 2 Galane! Zum Abendessen gibt es heute Steaks und "gelbe" Kartoffeln (Hermanns Lieblings-Zubereitungsart)! Das Essen schmeckt wieder sehr lecker. Da Stephan seine Diät immer noch eisern und konsequent durchhält (Hut ab!), schneidet er mit der Nagelschere frisches Gemüse aus seinen Blumentöpfen und kocht sich eine frische, vitaminreiche Brühe. Er setzt sich mit diesem Süppchen zu uns an den Tisch und kann uns damit problemlos und ohne Neid beim Essen zuschauen. Könnte ich nicht!
Da der Chef gekocht hat, bleibt für die Crew wieder das Spülen und Aufräumen. Danach machen wir einen gemeinsamen Landgang durch die Gassen des verwinkelten Städtchens und nehmen dann ein (oder waren es doch zwei...?) Guinness im "Kings Head". Stephan hat sich mit frischen Sachen, Jackett, Strohhut und blank polierten Schuhen herausgeputzt und ist im Pub die Attraktion des Abends. Neben diesem Gentleman sind alle anderen nur noch Beiwerk. Bei Kneipenschluss geht's wieder zurück zum Schiff und kurz darauf auch in die Kojen.

Donnerstag, 24.7.
Festmachen zum Frühstück Heute müssen wir wegen des Wasserstandes einmal früh aufstehen, kurz im Hafengebäude duschen und bei einem Wasserstand um 1,7m (ohne Aufsetzer) raus aus dem Hafen. Nach ca. 15min. suchen wir uns vor dem Städtchen im nächsten Bojenfeld leihweise eine freie Mooring und frühstücken erst einmal ganz gemütlich bei Sonnenschein im Cockpit. Als dann der Strom kentert segeln wir komfortabel mit ablaufendem Wasser den Fluss hinunter.
An der Flussmündung wird es noch einmal ziemlich kabbelig um die flachen Stellen herum. Wir müssen trotz der Strömung noch extra Speed unter Motor machen um manövrierfähig zu bleiben, und zischen mehr als flott zwischen den Flachstellen durch, was insbesondere dem Skipper ein ungutes Gefühl im Magen beschert, aber wir kommen gut durch.

Pictures of England Übrigens habe ich später zu Hause beim Surfen im Internet festgestellt, dass es eine Webseite mit Informationen und Bildern zu englischen Landschaften und Städten gibt. Auf der Seite Pictures of England kann man sich die Gegenden, die wir besucht haben im Nachhinein alle noch einmal per Fotoshow anschauen und zusätzliche Informationen abrufen.

Peter bereitet unseren Mittagssnack vor Da die Woche schon recht fortgeschritten ist und wir unbedingt die Rückfahrt antreten müssen, setzen wir nach Verlassen der Flussmündung Kurs 060° zwischen den Untiefen ab, bis wir in freies Wasser gelangen. Von hier aus geht es mit Kurs auf die BYB-Tonne nördl. des VTG "Noord Hinder". Das Wetter ist weitgehend sonnig, später wird es zunehmend bewölkt aber wir haben fast 2m Welle. Auf einem Raumschotskurs kommen wir mit 7-8kn sehr gut vorwärts. Am Nachmittag binden wir das 1.Reff in Groß und Genua. Damit läßt es sich doch wesentlich besser steuern. Als Mittagssnack gibt es heute Frikadellen u. Brote, um die sich Peter unter Deck bei ordentlichem Geschaukel verdient macht.

Segeln in der Abendsonne Insgesamt ist sehr wenig Verkehr und es gibt bis auf die Raumschotswelle, die den Steuermann beschäftigt kaum Abwechslung, d.h. wir steuern immer nur geradeaus (ausnahmsweise mal kein Kurs "gegenan" :-)).
So vergeht der Tag mit abwechselndem Steuern und Unterhaltung. Abends bereite ich noch schnell einige "Heiße Tasse" zu und steuere anschließend noch bis ca. 22.30 Uhr, dann ist Koje angesagt und ich schlafe und döse so gut es eben geht. Hermann u Rudi fahren die erste Wache bis 2 Uhr. Die nächste Wache absolvieren Stephan, Peter u ich dann wieder. Gegen 6.30 Uhr photographiere ich (mal wieder) einen Sonnenaufgang und verschwinde schnell wieder in meinen Schlafsack.

Freitag, 25.7.
Durchgeschleust und klar zum Frühstück Ich bin noch richtig im Tiefschlaf, als gegen 9 Uhr der Ruf "Frühstück" durch das Schiff schallt. Wir liegen bereits hinter der Schleuse in Ijmuiden am Kai und ich habe von den ganzen 110, 117, Aktivitäten beim Durchschleusen nichts mitbekommen. Also rappele ich mich mühselig auf und frühstücke mit den total wachen Frohnaturen. Hinter dem Amsterdamer Bahnhof, mitten in der Stadt! Nach dem Frühstück schlafe ich noch eine Std. weiter während der Fahrt auf dem Kanal Richtung Amsterdam. Später weckt mich dann doch die Sonne und die Wärme unter Deck. Wir können mit Halbwind noch prima segeln, was auf den holländischen Kanälen ja grundsätzlich erlaubt ist. Mit zeitweiliger Motorunterstützung sausen wir in Böen mit gut 7,5kn vorwärts. Hinter dem Amsterdamer Bahnhof ist wieder viel Betrieb mit Berufsschifffahrt, Sportbooten, Rundfahrtbooten u Fähren.

MS Costa Europa am Amsterdamer Passagierkai Wir passieren den Sixhafen hinter dem Hauptbahnhof, in dem wir schon öfter für eine Nacht festgemacht haben und das Passagierschiff COSTA EUROPA am Passagierkai, Einfahrt ins Markermeer das uns letzte Nacht in der Ansteuerung auf Ijmuiden überholt hat. Offensichtlich ist hier eine große Fahrt zu Ende bzw. wird schon wieder eine neue vorbereitet.
Gegen 14 Uhr sind wir schon an Amsterdam vorbei, haben bereits die Oranjesluis passiert und die Südspitze des Markermeers erreicht. Von hier aus nehmen wir schon wieder den groben Kurs in Richtung Enkhuizen auf.

Die Kulisse von Durgerdam Nachdem sich bei einigen inzwischen doch der Appetit regt und eine Mittagspause angebracht erscheint, beschließen wir auf Wunsch eines einzelnen Herrn zur Abwechslung einmal in der Nähe von Durgerdam ein Ankermanöver zu fahren. Das haben wir bisher in der Tat noch nie gemacht. Also macht Peter das Geschirr klar, zieht die Schutzhandschuhe an und Hermann fährt einen Aufschießer außerhalb des Fahrwassers. Dann rauscht der Anker in das flache Wasser und wird mit Rückwärtsfahrt unter Maschine eingefahren.

Vor dieser Kulisse und mit Blick auf die Brigantine (?) vor Durgerdam vorbei fahrenden größeren und kleineren Schiffe genießen wir die Pause mit unserem Mittagessen bei Sonnenschein im Cockpit. Um nicht allzu viel Zeit zu verlieren gibt es kalte Platten und kühle Getränke. Zur Verdauung und um einem eventeullen späteren Unwohlsein vorzubeugen, nehmen wir noch einen Schluck eines medizinischen Kräutertrunkes und sind nun gestärkt für die Weiterfahrt.
Dann geht der Anker wieder hoch, muss natürlich zuerst mitsamt der Kette vom Schlamm und Mergel befreit werden (deshalb u.a. auch die Handschuhe) und kurz darauf segeln wir schon wieder unter Blister. Die Fahrt ist sehr schön und wir begießen den herrlichen Tag unterwegs noch mit einigen Bierchen und etwas Kräutermedizin.

Festmachen im Yachthafen Hoorn Da wir für den Heimweg noch reichlich Zeit haben, entscheiden wir uns für eine Zwischen-Übernachtung in Hoorn. Im Laufe des Nachmittags bezieht es sich total und dann laufen wir bei Nieselregen mit Genua und Groß in Hoorn ein. Im Vorhafen bergen wir die Segel und drehen einige Informationsrunden durch den Stadthafen. Da hier an den Kais aber bereits alles voll ist, bleibt uns nur der örtliche Yachthafen. Also steuern wird direkt den Meldesteiger an. Der Hafenmeister weist uns am innersten/hintersten Steg die letzte freie Box an. Nochmal Glück gehabt!
Im Nieselregen bugsieren wir das Schiff vorsichtig in die Box und machen dicht am letzten Steg, nahe am Ufer fest. Das Abendessen, auf die Schnelle von Hermann gerichtet und ein (oder waren es doch zwei ?) Absacker beenden bald den anstrengenden Tag.

Samstag, 26.7.
Altstadt von Hoorn Da wir nun am letzten Tag für den kurzen Weg von Hoorn nach Workum noch genügend Zeit haben, können wir heute mal wieder gemütlich ausschlafen und in Ruhe duschen und frühstücken. Danach machen wir bei schönem, sonnigem Wetter einen ausgedehnten Bummel entlang des Yachthafens und des Stadthafens mit dem bunten Durcheinander der großen und kleinen Schiffe und durch die Altstadt von Hoorn.
Es ist Markttag und wir schlendern zwischen den Marktständen mit Obst, Fleisch, Gemüse und natürlich Käse an den schönen bunten und historischen Häusern mit den prächtigen Fassaden entlang. Die Altstadt ist von kleinen Binnenkanälen durchzogen und so gibt es hinter jeder Ecke wieder einfache Fischerhäuser, imposante ehemalige Kaufmannshäuser, prächtige Fassaden mit reichlich Stuck und Inschriften, die von den Vorbesitzern zeugen und viele neue Eindrücke. Hier kann man mit Besichtigungen in der schönen, gemütlichen Atmosphäre der Stadt schon einige Zeit verbringen.

Gemächlich untervollen Segeln Gegen 12.30 Uhr legen wir dann Richtung Heimathafen ab. Es ist wieder ein herrliches Blisterwetter und wir machen am letzten Tag noch einmal richtig Speed. Zuerst geht es Richtung Enkhuizen, um durch die Schleuse wieder ins Ijsselmeer zu kommen. Mittagspause im Kompagnieshafen Als es uns zwischendurch zu warm wird, schwimmen wir einige Zeit bei geringer Geschwindigkeit am Tampen hinter dem Schiff her. Das Wasser hat eine angenehme Temperatur und die Erfrischung tut richtig gut. Gleich nach dem Schleusen in Enkhuizen legen wir im Kompagniehafen an der Außenmole an und nehmen unser etwas verspätetes aber ausgiebiges Mittagessen mit einem kühlen, erfrischenden Gerstensaft ein und beobachten den regen Schiffsverkehr.

Nochmals schöne Fahrt unter Blister Nach der Mittagspause geht es endgültig Richtung Workum. Noch einmal geht's unter vollem Groß (sicherheitshalber wieder mit Bullenstander) und Blister auf das fast glatte Wasser. Wir genießen den schönen Tag im Cockpit mit verschiedenen Bierchen und einigen vorbeugenden Schnäpsen gegen Magenbeschwerden. Es ist noch einmal ein schöner Segeltag und aufgrund des Wochenendes ist entsprechend viel Betrieb auf dem Wasser. Wir steuern auf die Ansteuerungstonne vor Workum/Hindelopen zu und gegen 22 Uhr liegen wir wieder in der heimatlichen Box.
Hermanns beliebte Spargelröllchen Zum Abendessen macht Hermann eine große Portion Spargelröllchen, Tomatensalat und Brote, die mit großem Genuß verspeist werden. Stefan macht es immer noch nichts aus, vor einem leeren Platz zu sitzen. Er hat seine eiserne Diät in bewundernswerter Stärke und trotz unseres Gelästers den ganzen Törn über durchgehalten. Wir krönen den Abend mit einigen Bierchen aus dem letzten Fässchen und einer guten Portion Magen-Prophylaxe. Nach diesem anstrengenden Tag sind doch alle etwas groggy und so dauert der Abend nicht mehr lange. Gegen Mitternacht ist totale Ruhe im Schiff.

Sonntag, 27.7.
Heute ist wieder die übliche Routine angesagt: frühstücken, spülen, Schiff aufräumen, Müll entsorgen, Sachen zusammenpacken und noch mal kurz zum Tanken 'raus und wieder zurück in die Box. Anschließend wird das Schiff leer geräumt und dann beginnt wieder das obligatorische Großreinemachen innen, und das Schrubben und saubermachen außen, das einige Zeit in Anspruch nimmt.
Nachdem während der Fahrt verschiedentlich etwas Wasser vom Fensterrahmen über der Spüle herunter getropft ist, bauen Hermann und Stephan den Fensterrahmen auf der Innenseite ab, damit das Holz darunter ordentlich abtrocknen kann um es später wieder vernünftig abzudichten.

Die Crew: Peter, Rudi, Erwin, Hermann und Stephan (der Portugiese ;-) Nach diesen Arbeiten werden alle Sachen ins Auto geschleppt und wir finden uns noch einmal auf dem Schiff zum "Törnende-Foto" ein.
Gegen 15 Uhr fahren wir alle aus Workum ab und verschwinden wieder in verschiedene Himmelsrichtungen. Ich fahre mit Stephan wieder nach Essen, steige dort in mein Auto um und bin gegen 18.30 Uhr wieder zu Hause.
Damit ist der schöne und interessante Herrentörn 2003 leider endgültig zu Ende.


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