Atlantik Segeltörn 2016

Begonnen hat die Planung für den in diesem Jahr durchgeführten Törn schon sehr viel früher. Irgendwann in 2014 kam zwischen Reiner, Friedrich und mir mal wieder das Thema „Segeln“ auf und wie interessant es wäre, einmal statt einem wiederholten Törn auf Nord- oder Ostsee einmal einen Hochseetörn auf dem Atlantik zu machen.
Im Jan. 2015 fuhren Friedrich und ich zur BOOT nach Düsseldorf und hielten nach Mitsegelgelegenheiten Ausschau. Ein sehr interessantes Angebot fanden wir bei BARFUSS Segelreisen, l die einen Überführungstörn von Málaga über Gibraltar und Madeira nach Lanzarote anboten. Die Route und die Ziele interessierten uns sehr und so waren wir drei uns schnell einig, dass wir es auf dieser Route versuchen wollten.
Leider passte der Termin dann doch nicht so richtig, so dass wir die Sache um ein halbes Jahr verschieben mussten und dafür den Törn in Gegenrichtung gebucht haben. Leider ist uns erst bei der genaueren Planung aus Jimmy Cornells Buch „Routen…………“ klar geworden, dass in diesem Teil des Atlantiks die vorherrschende Windrichtung fast das ganze Jahr über irgendwo zwischen NW – NE liegt. Bei der Herbstüberführung Richtung „Süden“ hätten wir dann wahrscheinlich überwiegend achterliche Winde gehabt, wobei wir bei dem Rücktörn nach „Norden“ überwiegend vorliche Winde zu erwarten hatten und entsprechen „hoch ran“ mussten.
Nach einem Check der Webseite haben wir festgestellt, dass schon 2 Plätze gebucht und damit noch 4 Kojen frei waren. Daraufhin haben wir dann im Frühjahr 2015 den Törn für März 2016 Richtung „Norden“ gebucht und die Anzahlung geleistet. Damit wir auch noch etwas Erholung und Sightseeing vor und nach dem Törn hatten, haben wir noch jeweils 2 Tage in Lanzarote und Málaga / Benamádena eingeplant. Dann noch Flüge und Mietwagen gebucht und die grobe Planung war erst einmal abgeschlossen.
Nachdem wir Anfang 2016 die Restzahlung für den Törn geleistet haben kamen die Crewliste und die wichtigsten Informationen einschl. Packempfehlungen für die Reise. Die Reise rückte allmählich näher und die Sachen wurden gepackt.

Wie es uns auf der Reise ergangen ist und was wir alles an neuen Eindrücken und Erfahrungen gesammelt haben könnt ihr hier nachstehend in meinem Reisebericht lesen.

Do., 17.03.2016
Es geht los! Um 4:00 Uhr aufgestanden und fertig gemacht. Um 4:45 Einsammeln der Mitfahrer Reiner und Friedrich und dann geht’s auch schon los. Abflugtafel Unterwegs fällt Reiner ein, dass er sein Handy zu Hause vergessen hat, aber es wäre sehr heikel, jetzt nochmal umzukehren und das Handy zu holen. So ist er erst einmal sauer und grummelt. Es klappt unterwegs jedoch alles problemlos und als wir nach dem Parken des Autos und Shuttle-Transfer am Flughafen sind haben wir noch etwas Zeit. Jetzt grummelt er noch, dass wir problemlos nochmal hätten umkehrten können, aber wer konnte das im Voraus wissen?
Unser Flieger Da wir die Bordkarten schon ausgedruckt hatten geht das Einchecken relativ zügig und auch der Security Check macht keine Probleme, so dass danach noch Zeit für einen Kaffee bleibt. Jetzt hat der Flug auch noch 30 Min. Verspätung, so dass wir noch etwas länger warten müssen. Das Einsteigen ist wie üblich etwas kompliziert, weil die Leute aus den vorderen Reihen meinen, als Erste einsteigen zu müssen und damit erstmal alles blockieren und behindern. Schließlich haben wir unsere Plätze und alle Sachen gut verstaut und dann geht es endlich los. Der Flug ist relativ ruhig, auch wenn Reiner meint dass es sehr laut sei. Das Wetter ist jedenfalls gut und wir haben die Verspätung in Madrid beim Zwischenstopp fast wieder rein geholt. Das Wetter dort war sehr sonnig und schön aber noch kühl, aber davon haben wir im Terminal nicht viel gemerkt.
Die Umsteigezeit war mit knapp 45 Min. recht kurz und obwohl wir innerhalb desselben Terminals umsteigen konnten, mussten wir uns doch recht sputen um von einem Ende des Schlauches zum anderen Ende zu kommen. Als wir ankamen war das Boarding schon in vollem Gange und wir hatten Bedenken, ob unser Gepäck bei der knappen Zeit wohl mit kommen würde.
Der Flug ging dann auch pünktlich ab und der Flug war wieder unspektakulär.
Nach der Ankunft in Arrecife warten wir am Gepäckband und oh Wunder: Unsere Reisetaschen kommen tatsächlich als Erste auf dem Band angefahren. Toll, hat ja wirklich prima geklappt. Jetzt noch die Uhr eine Std. zurück gestellt und wir sind wirklich angekommen.
Nächste Station: Mietwagenschalter. Ich lege unser Voucher vor und erledige den üblichen Papierkram. Dann gehen wir mit dem Schlüssel in die Parkgarage und suchen das Auto. Danach erstmal der obligatorische Check auf Beschädigungen, alles in der Skizze notiert und vom Personal bestätigen lassen. Dann kann’s endlich losgehen. Wir fahren vom Flughafen auf die Schnellstraße Richtung Puerto del Carmen und finden dann auch bald den Abzweig nach Los Pocillos.
Unser Appartement-Hotel haben wir auch bald gefunden und checken ein. Wir bekommen ein sehr geräumiges Appartement mit 2 Schlafzimmern, Bad, Küche, Wohnbereich und großem Balkon und haben reichlich Platz. Der Blick von der großen Terrasse geht über die Ladenzeile und die Palmen direkt aufs Meer. Blauer Himmel, Sonnenschein und Wärme. Was will man mehr? Hat ja bis jetzt alles super geklappt. Erste Stärkung Dann zuerst zum SPAR-Laden und Getränke gekauft und in einem Café etwas getrunken. Etwas Wasser für die Nacht und noch viel wichtiger: Das Bier für den abendlichen Absacker. :-))
Nach den Erledigungen ins Auto gesetzt und die Uferstraße entlang gefahren, erst gemütlich durch Puerto del Carmen Puerto del Carmen um einen ersten Eindruck von dem Ort zu gewinnen und dann weiter nach Puerto Calero, wo wir später an Bord der Yacht gehen sollen. Allerdings ist Jörg mit der InsPIRATion noch nicht da. Er wird erst am Freitagabend mit der Crew des Kanaren-Törns einlaufen. Wir schlendern an der Restaurantzeile am Hafen entlang und entscheiden uns dann für ein frühes Abendessen bei „El Tomate“, da wir ja seit dem sehr frühen Frühstück noch nichts Festes bekommen haben. Wir ordern alle Fisch und sind mit der Wahl sehr zufrieden!
Nach dem Essen wieder zurück zu unserem Hotel in Los Pocillos gefahren und das Auto abgestellt. Dann nochmal zur Laden- und Restaurantzeile geschlendert und bei SolYMar Fußball (??????????) geschaut und einige Bierchen getrunken. Danach im Zimmer noch der obligatorische Absacker und um 0:30 Uhr gehe ich dann ins Bett. Das war ein langer erster Urlaubstag.

Fr., 18.03.2016
Heute weckt uns wieder herrlicher Sonnenschein. Nachdem alle geduscht und fertig sind gehen wir ins Restaurant zum Frühstück. Es gibt ein Buffet und ich bin ob des günstigen Hotelpreises wirklich über die Vielfalt des Frühstücks erstaunt. Also lassen wir es und erstmal richtig schmecken und stärken uns für den Tag.
Für heute haben wir eine Fahrt in den Norden der Insel geplant. Wir fahren wieder am Flughafen vorbei und nach Arrecife, wo wir uns in der Altstadt erstmal mächtig verfahren. Dabei haben wir dann so ziemlich jedes kleine Gässchen gesehen, sodass wir uns nicht mehr die Mühe machen müssen, alles zu Fuß zu erkunden. An die Promenade und einige Ansichten kann ich mich noch erinnern, weil ich ja im Mai 1997 bei meinem Segeltörn mit Axel auf der „Pagagei“ schon einmal hier war. Schließlich fahren wir einen großen Bogen um die Stadt und kommen dann endlich auf die andere Seite. Hier am alten Hafen waren früher etliche kleinere Betriebe und Werften, aber davon ist jetzt nichts mehr da. Es ist alles abgerissen worden und stattdessen wurde ein völlig neuer, großer und super-moderner Marinakomplex gebaut, an dem es auch zu den Kreuzfahrtterminals geht.
Wir machen einen ausgiebigen Bummel durch den Hafen und fahren auch in Richtung der Kreuzfahrer, bis uns eine Wache am Zugangstor zum Hafenareal aufhält. Danach fahren wir ins Landesinnere. Je weiter wir uns vom Wasser entfernen, desto eintöniger und karger wird die Landschaft. Lanzarote hat halt immer noch ein Bewässerungsproblem und obwohl Trinkwasser in großen Mengen aus Meerwasser gewonnen wird, reicht es für die Bewässerung im Landesinneren kaum aus.
Wir fahren durch kleinere Orte bis zum Aussichtspunkt „Mirador del Rio“, von dem aus man einen schönen Blick entlang der Westküste Richtung Süden und auf die vorgelagerten Inseln im Norden hat. Soweit ich das erkennen kann wurde der Hafen auf La Graziosa deutlich gegenüber dem Stand den ich von früher kannte, erweitert und modernisiert. Jetzt ist er gut belegt und Ausflugsboote fahren von und nach Arrecife.
Unsere Fahrt geht dann weiter Richtung Süden und wieder durch das Landesinnere. In einem Dörfchen machen wir eine Pause und essen Sandwiches und trinken Cafe con Leche dazu. Mit ein paar Worten Spanisch und etwas Englisch bekommen wir was wir wollen. In den Touristenorten an der Küste ist das alles kein Problem. Hier sprechen die meisten Kellner genug Deutsch um Bestellungen aufnehmen zu können. Nach der Stärkung geht es dann allmählich wieder zurück. In Matagorda kommen wir sehr nahe an den Flughafen heran und machen noch einige Fotos. Dann nochmal auf der Küstenstraße nach Puerto del Carmen gezuckelt und an der Flaniermeile noch etwas getrunken. Es ist schon interessant, Leute zu beobachten und natürlich auch beobachtet zu werden. Später dann Jörg angerufen um zu hören, ob er schon in Puerto Calero angekommen ist und welchen Liegeplatz er hat, aber er ist noch unterwegs. Wir sollen uns am Samstag gegen 16:30 nochmal melden und dann würden wir zum Einkaufen fahren. Also fahren wir zurück zu unserer Unterkunft und machen uns fertig zum Abendessen. Heute gehen wir in ein Fischrestaurant in Los Pocillos und essen leckeren Thunfisch. Dann nochmal zu SolYMar. Irgendwie wird es da wieder richtig gemütlich, so dass es etwas später wird und wir auch noch wegen des opulenten Essens den einen oder anderen Verdauer trinken müssen. Am Ende wird die Getränkerechnung höher als die vorherige Essensrechnung.
Nachdem wir dann im Zimmer noch irgendwas diskutiert und den (oder die?) üblichen Absacker getrunken haben, gehen wir dann „früh“ ins Bett.

Sa., 19.03.2016
Irgendwie fällt das Aufstehen heute schwer. Nachdem wir uns endlich aufgerafft haben und fertig sind, gehen wir gegen 9:00 Uhr wieder zum ausgedehnten Frühstück. Danach alle Sachen zusammen gepackt. Heute Abend schlafen wir dann schon auf dem Schiff. Nach dem Frühstück machen alle noch ein kurzes Nickerchen und nach dem Auschecken machen wir uns dann gegen 11:00 Uhr auf den Weg zu einer weiteren Inselerkundung.
Dieses Mal fahren wir Richtung Süden nach Playa Blanca. Wir kommen unterwegs wieder an vielen Feldern mit den aufgeschichteten Lavasteinen vorbei, die die Pflanzen vor dem Wind schützen und ein Austrocknen verhindern sollen. Dann geht es durch kleine Dörfer und über eine Bergkette, bis wir Playa Blanca unten an der Küste liegen sehen. Wir parken den Wagen am Hafen (glücklicherweise braucht man auf Lanzarote kaum Parkgebühren zu bezahlen) und schlendern durch den Hafen und dann die Uferpromenade entlang, die sich in einem Bogen um den Ort zieht. Schließlich landen wir an der Badebucht mit den aufgeschütteten Wellenbrechern, die für diese frühe Saison schon recht gut besucht ist. Den Sommer möchte ich hier bei dem anzunehmenden Gedränge lieber nicht verbringen. Wir setzen uns an die Promenade, trinken erstmal etwas Erfrischendes und beobachten den ganzen Trubel um uns herum. Nach einer Weile und einigen Fotos geht es zurück zum Ort, wo wir vor der Weiterfahrt noch einen Mittagssnack zu uns nehmen. Ich wollte gerne noch zu den Papagayo Beaches fahren, die sehr schön sein sollen, aber nachdem die kilometerlange Schotterpiste furchtbar nervt und dann auch noch ein Parkwächter Eintrittsgeld für das Befahren des Naturparks haben will und keine Ende der Schotterpiste abzusehen ist, drehen wir wieder um und lassen Beach Beach sein.
Da es für die Fahrt nach Puerto Calero noch zu früh ist, machen wir noch einen Abstecher zur Marina Rubicon. Es ist eine sehr schöne, gepflegte Anlage, wie es auch überall sonst in Lanzarote sehr gepflegt und sauber ist. Schöne Hafenanlagen, Restaurants, Bars und das alles bei Sonnenschein und in frischen, sauberen Farben. Ein schönes Bild!
Nach diesem Abstecher fahren wir nun endlich nach Puerto Calero und sind vor 16:00 Uhr immer noch zu früh da. Ich rufe Jörg an um den Liegeplatz zu erfahren, aber er ist noch beim Putzen und scheint nicht erfreut zu sein, dass wir schon auftauchen wollen. Wir schlendern ganz gemütlich zum Liegeplatz und finden die Yacht am letzten Steg unter der Hafenmauer. Wolf ist heute mit dem Flieger angekommen, direkt zum Hafen gefahren und sitzt schon an Bord. Als wir drei jetzt auch noch auftauchen, bittet Jörg uns, noch einen Kaffee trinken zu gehen und ihn seine Arbeit fertig machen zu lassen. Also ziehen wir zu viert wieder los Richtung Restaurantzeile. Unterwegs treffen wir jemanden, der an der Promenade entlangschlendert und so aussieht, als ob er ein Mitsegler sein könnte. Ich spreche ihn an und es ist tatsächlich Uwe, unser 5. Mitsegler. Wir machen uns bekannt und gehen bei „El Tomate“ etwas trinken und unterhalten uns, natürlich über das Segeln allgemein und den bevorstehenden Törn im Besonderen.
Gegen 17:00 Uhr gehen wir dann wieder zum Schiff und Jörg ist mit seinen Arbeiten fertig. Wir trinken ein Begrüßungsbier und stellen uns alle vor. Dann holen wir unser Auto, laden unsere Sachen aus und verstauen alles in den Kammern. Friedrich hatte sich eine Koje im Vorschiff gewünscht und nachdem diese kleiner ausfallen als die Achterkammern bekommt er sie zur Alleinbenutzung. Uwe und Wolf nehmen die Backbord-Achterkammer, Reiner und ich die Steuerbord-seitige. Da wir den Mietwagen noch haben, fahren Jörg, Friedrich und ich zum Einkaufen, während die anderen schon mal die Kojen beziehen und ihre Sachen einräumen.
Wir fahren an Puerto del Carmen vorbei bis nahe zum Flughafen, weil Jörg dort einen Metzger kennt, der exzellentes Fleisch hat. In der Tat kaufen wir dort eingeschweißtes Rinderfilet aus Uruguay. Ist nicht billig, aber die Steaks stellen sich später qualitativ und geschmacklich als allererste Wahl heraus. Dann geht’s weiter zu einem großen Supermarkt in der Nähe. Während die beiden anfangen, die Einkaufswagen voll zu packen, fahre ich zum Tanken und anschließend zum Flughafen, um den Mietwagen wieder abzugeben. Es klappt alles reibungslos und so bin ich 40 Min. später per Taxi wieder am Supermarkt und helfe, die restlichen Sachen einzukaufen. Nach einer weiteren halben Std. stehen wir mit zwei übervoll gepackten, großen Einkaufswagen an der Kasse. Die Kassiererin drückt uns am Ende einen meterlangen Bon mit einer Gesamtsumme von über Euro 400 in die Hand. Jörg meint, dass das für die Menge an Sachen immer noch preiswert sei. Na gut, wir haben keinen Vergleich.
Eine freundliche Dame im Laden ruft uns ein Taxi und 20 Min. später fahren wir zu dritt mit einem Kofferraum voller Taschen, Tüten und Getränkepacks wieder zum Hafen. Alle helfen auszuladen und zu verstauen und bald ist alles im Schiff verschwunden.
Inzwischen ist es schon fast 21:00 Uhr geworden und allmählich Zeit zum Abendessen. Jörg empfiehlt ein super Restaurant in Puerto del Carmen und so machen wir uns auf den Weg zum Taxistand. Es ist nur ein Taxi da und der Fahrer ist auch nicht der Hellste. Er kennt das Restaurant nicht und weiß auch nicht weiter. Nach einer Weile macht er sich auf den Weg, um ein zweites Taxi zu besorgen. Jetzt sind wir erst mal wieder alleine. Nach einiger Zeit kommt er tatsächlich wieder zurück und die erste Gruppe fährt schon mal vor. Nach weiteren 15 Min. kommt dann wirklich ein 2. Taxi und fährt mit Uwe und mir auf Verdacht erstmal nach Puerto del Carmen. Irgendwann ielt der Fahrer und meinte, er müsste mal einen Kollegen nach dem Restaurant fragen. Der meinte dann nur, er möge doch mal nach links schauen. Glück gehabt, wir stehen direkt vor dem Restaurant.
Schickes Restaurant und die Auslagen sehen schon sehr (!) appetitlich aus. Gegen 22:00 Uhr bekommen wir dann unser Abendessen und es ist alles wirklich exzellent und großzügig zubereitet. Es schmeckt ganz toll und wir hauen uns die Bäuche richtig voll. Wolf richtet uns noch Grüße von seinem Freund Ronald aus, der den Trip Krankeits-bedingt absagen musste aber uns trotzdem eine Runde Getränke spendiert. Sehr großzügig, vielen Dank dafür, Ronald!
Nach dem Essen fahren wir wieder per Taxis zum Schiff und genehmigen uns noch ein Absacker-Bier im Cockpit. Es ist zwar noch nicht sommerlich warm, aber man kann mit Jacke und geschützt von der Hafenmauer noch gut draußen sitzen. Jörg gibt noch die Parole aus: Kein Krach vor Acht! Dann geht’s endlich für die erste Nacht in die Koje.

So., 20.03.2016
Heute nach einer (für mich) guten Nacht gegen 8:00 Uhr aufgestanden und im Hafencontainer frisch gemacht. Dann ein komfortables Frühstück vorbereitet und bei Wärme und Sonnenschein im Cockpit gefrühstückt. Uwe hatte leider keine gute Nacht und kaum geschlafen, weil Wolf ein richtig strammer „Säger“ ist. Daraufhin tauschen Friedrich und Wolf die Kojen, so dass Wolf jetzt vorne einen Platz für sich alleine hat. Nach dem Abwasch gab’s dann eine sehr ausführliche Schiffs- und Sicherheitseinweisung sowie die Verteilung der Aufgaben für einen Notfall. Alles sehr professionell und gründlich.
Jörg hat seinen Tablet-PC mit und ruft über Internet die Wettervorhersage ab. Leider sieht das nicht so erfreulich für uns aus, weil der Wind aus NW kommt, genau aus der Richtung Madeira, in die wir wollen. Das würde andauernde Kreuzschläge hoch am Wind bedeuten, die nicht wirklich so viel Spaß machen. Für die nächsten Tage sieht es auch nicht viel besser aus. Also entscheidet der Skipper erst einmal, einen kurzen Schlag zur Marina Rubicon zu machen und sich dabei einzusegeln und das Schiff kennen zu lernen.
Noch schnell zum Hafenmeister, das Liegegeld bezahlt (was im Süden leider nicht mit den günstigen Preisen an Nord- oder Ostsee vergleichbar ist), Stempel für die Meilenbücher bekommen und gegen 13:30 laufen wir dann zum ersten Schlag aus. Jörg muss bei den Manövern immer sehr klare Detailanweisungen geben, weil das Handling der ganzen Leinen einfach nicht sitzt. Das wird noch etwas Übung erfordern. Wir setzen das Rollgroß und die Rollgenua und segeln Richtung SW und um die Südspitze von Lanzarote um freies Wasser und Wind zu bekommen und die Situation auszuloten. Dort ist wegen der fehlenden Landabdeckung mehr Welle und wegen der Düse zwischen Lanzarote und Fuerteventura auch mehr Wind, aber das Schiff lässt sich von beiden Rädern aus gut steuern. Jeder ist nun mal an der Reihe um sich einzusteuern und Erfahrung bei verschiedenen Kursen zu sammeln. Nach diversen Wenden (wieder mit Ansagen) geht es zurück „um die Ecke“ und in die Marina Rubicon, die wir drei tags zuvor schon besucht hatten.
Wir liegen komfortabel längsseits am Schwimmsteg und Jörg und Wolf machen sich an die Vorbereitungen zum Abendessen. Heute gibt es Pasta mit Gemüse und einen großen, gemischten Salat, für den Reiner und Wolf alles schnippeln, was ihnen unter die Finger kommt. Zum Essen gibt es ein Glas Wein und wir lassen es uns schmecken. Der Skipper kocht wirklich sehr gut, was wir in den kommenden Tagen immer wieder erfahren dürfen. Nach der Spül- und Aufräumaktion gibt es noch einen gemütlichen Absacker und gegen 23:00 Uhr verschwinde ich in meine Koje.

Mo., 21.03.2016
Heute gegen 9:00 Uhr wieder bei Sonnenschein im Cockpit gefrühstückt. Danach spülen, aufräumen und Schiff klarieren. Jörg kauft vorsichtshalber schon mal 5 große 20-Liter Reservekanister. Der Wetterbericht verspricht immer noch kein besseres Wetter und so legen wir gegen 10:30 Uhr ab zur einer neuen Runde „Trainingssegeln“. Jörg ist mit unseren Leistungen nicht zufrieden weil Einiges nicht klappt und die Segler nicht im Training sind. Einer legt eine Vorspring statt einer Vorleine, das AIS wird nicht richtig abgelesen, einer kennt keinen Am-Wind-Kurs, die Schoten, Winschen und Holeleinen werden nicht richtig bedient etc. etc. Also wieder mal um die „Südecke“ in freies Wasser und weiter üben.
Nach einigen Stunden mit div. Manövern und verschiedenen Kursen bei denen jeder steuert geht’s wieder zurück zur Marina Rubicon. Jörg manövriert das Schiff rückwärts an einen Schwimmsteg und wir liegen sehr angenehm, nachdem alle Leinen fest sind. Jörg, Uwe und Wolf gehen einkaufen und wir anderen machen es uns derweil auf dem Schiff bequem, lesen oder schreiben Tagebuch.
Nach einer Weile kommen sie wieder zurück, haben aber leider nicht alles bekommen. Uwe und ich laufen nochmal zur Hafenmeisterin um nach anderen Supermärkten zu fragen. Sie schickt uns Richtung Papagayo und nachdem wir eine kostenlose Führung im 5-Sterne Hotel Volcán Lanzarote bekommen (aber keinen Supermarkt gefunden haben), laufen wir noch weiter Richtung Papagayo, bis wir endlich einen gut sortierten Hyper Dino im Ort finden. Wir kaufen alle benötigten Sachen ein und machen uns auf den Rückweg zum Schiff. Uwe ist ein erfahrener und ausdauernder Wanderer und Berggeher und so habe ich Mühe mit ihm Schritt zu halten und bin nachher entsprechend müde. Nach über einer Stunde kommen wir endlich wieder am Schiff an und ich gönne mir erst einmal ein Verschnaufbier.
Jörg ist schon beim Vorbereiten des Abendessens. Heute gibt es Filetsteaks, Kanarische Kartoffeln, Mojo und den Rest Salat vom Vortag. Wieder mal exzellentes Essen! Reiner und Friedrich spülen, wir anderen helfen und räumen auf. Nachdem heute die ersten Anzeichen von leichter Seekrankheit aufgetreten sind, bekommen Uwe und Wolf ein Skopoderm-Pflaster hinters Ohr geklebt. Morgen wird es dann vermutlich losgehen, aber wahrscheinlich nicht nach Madeira, sondern direkt nach Gibraltar, weil der Wind immer noch aus Richtung Madeira kommt und gegenan knüppeln möchte keiner. Na dann Adieu Madeira. Geplant ist, gegen 8:00 Uhr zu frühstücken und nach dem Tanken gegen 9:30 Uhr auszulaufen.
Nach dem üblichen Feierabendbier geht’s in die Koje. Dummerweise quietschen die geschlagenen Festmacher doch etwas und so bekommen wir auf der Steuerbordseite ein zusätzliches „Konzert“. Wenn man allerdings müde genug in die Koje fällt, stört das bald auch nicht mehr.

Di., 22.03.2016
Nach dem üblichen komfortablen Frühstück wieder mal bei Sonnenschein im Cockpit und nach den Aufräumarbeiten geht es direkt zur Tanke. Wir füllen den Dieseltank und die gekauften Kanister auf und gegen 11:00 Uhr geht’s dann los. Wir segeln zuerst in die Papagayo Beach und fahren ein Ankermanöver, weil Jörg beide Segel gegen die neueren, besseren austauschen will. Für Einige ist das das erste Ankermanöver überhaupt und so lernen wir wieder etwas Neues. Der Segelwechsel ist nicht sonderlich kompliziert und ich habe das bei Hermann auf dem Schiff schon ein paar Mal gemacht, aber bei einem 49-Fuß-Schiff mit entsprechend großen und schweren Lappen und bei einem im Wind schwojenden Schiff sind wir doch alle ganz schön ins Schwitzen gekommen.
Nachdem die neuen Segel angeschlagen und die alten so gut es ging zusammengelegt und in der Segellast verstaut sind holen wir den Anker wieder auf (Gott sei Dank konnten wir die 50m Kette elektrisch einholen) und nehmen Kurs auf Arrecife. Wir segeln wieder an Puerto Calero, Puerto del Carmen und dem Flughafen vorbei, bis erst das Hochhaus und dann die Kreuzfahrer vor Arrecife in Sicht kommen. An der AIDA vorbei steuere ich in die Hafeneinfahrt auf das Castillo de San José zu, wie damals mit Axel auf der Papagei, biegen dann nach Backbord ab, aber dieses Mal landen wir nicht an einer Boje vor einer alten Werft sondern gegen 18:00 Uhr im modernen Hafen „Marina Lanzarote“ am einem Schwimmsteg.
Anschließen machen wir 5 Mitsegler noch einen Bummel in die Stadt, wandern bei bedecktem Himmel an den trostlosen Baustellen der Uferpromenade entlang und lassen uns schließlich in der Fußgängerzone in einem Café für Getränke nieder. Nachdem wir noch frisches Baguette gekauft haben, machen wir uns wieder auf den Rückweg zum Schiff, wo Jörg schon die gestern gekauften Hähnchenschenkel mit gemischtem Gemüse gekocht hat. Das Hähnchen ist super lecker, das Gemüse „al dente“ und toll gewürzt und es schmeckt allen mal wieder vorzüglich. Nach den obligatorischen Spül- und Aufräumarbeiten und dem Absacker geht’s dann auch bald in die Koje.

Mi., 23.03.2016
Heute im super modernen und sauberen Waschraum der Marina nochmal ausgiebig geduscht. Danach das übliche Luxus-Frühstück bei Sonnenschein im Cockpit. Jörg, Uwe und Wolf gehen nochmal einkaufen und besorgen reichlich Brot für die anstehende lange Überfahrt nach Gibraltar. Friedrich, Reiner und ich holen nochmal die abgenommenen Segel aus der Segellast und falten sie auf der Pier nochmal sauber und kompakt zusammen. Anschließend ist wieder reichlich Platz für Fender und Leinen in der Segellast. Dann die Idee, für den finalen Absprung nach La Graciosa zu segeln um von dort den Trip nach Gibraltar zu starten. Angeblich ist aber in Caleta del Sebo kein Platz, weil sich Segler auf eine Regatta vorbereiten. Also bleiben wir noch einen Tag in Arrecife.
Inzwischen ist das Tiefdruckgebiet, das von Madeira aus SE-lich gezogen ist weitgehend an uns vorbei, so dass wir morgen endlich los wollen. Wir haben jetzt auch schon einige Tage Urlaubssegeln hinter uns, so dass wir allmählich Meilen machen müssen, damit der Terminpaln nicht komplett baden geht. Heute gehen wir aber alle noch einmal gemeinsam in die Stadt, bummeln durch die Altstadtgässchen (in der wir drei uns schon vorher mit dem Auto heftig verfahren und damit schon alles gesehen haben) und landen schließlich in einem hübschen Café an der Promenade, wo wir uns ganz entspannt zu einigen Getränken niederlassen. Hier sitzt man gemütlich mit einer schönen Aussicht und kann sehen (und gesehen werden).
Jörg und Wolf gehen nochmal frischen Fisch einkaufen und wir andern bummeln schon mal mit einigen Fotostopps gemütlich zurück zum Schiff. Jörg kocht heute (???) Fischsuppe (???), aber eine, wie ich sie noch nicht gegessen habe. Feinstes Fischfilet in großen Stücken verschiedener Sorten, viel Gemüse, keine Shrimps mit Schalen und kein Fisch mit Gräten. Es schmeckt wieder mal vorzüglich und alle langen kräftig zu. Nach den üblichen Arbeiten und den Getränken geht’s dann gegen 23:00 Uhr in die Koje.

Do., 24.03.2016
Heute nochmal in dem tollen Marina-Waschraum mit reichlich warmem Wasser geplantscht. Nach dem Frühstück, bei dem Jörg jetzt neben dem üblichen Luxus-Obstteller auch noch Rühreier mit Speck zaubert, werden noch einige vorbereitende Dinge erledigt. Jörg kauft noch neue Außenlautsprecher für die Steuerstände und nochmal 5 Reservekanister mit 100 Ltr. Diesel. Nachdem die Außenlautsprecher eingebaut und alles andere verstaut und verzurrt ist geht es dann gegen Mittag endlich auf die große Reise.
Zuerst segeln wir hoch am Wind nach NE. Nach einem langen Schlag gehen wir auf den anderen Bug und das dann noch zwei Mal, bis wir nach Mitternacht die Isla de Alegranza südlich mit NW-Kurs passieren und damit das letzte Stückchen Kanaren hinter uns lassen.
Jetzt sind wir vollständig auf offener See und können uns nicht mehr an Landmarken orientieren, was am Anfang doch zu einigen Schwierigkeiten bezügl. eines eraden Steuerkurses führt. An das Steuern bei Wind und Welle nur nach Verklicker, Instrumenten und Gefühl muss man sich erst einmal herantasten und so geht es auch nicht bei jedem gleich gut. Egal, die Wachen sind eingeteilt und so muss jeder seine Aufgaben übernehmen.
Jörg hat unterwegs wieder Abendessen gekocht. Es gibt Pasta mit Sauce Bolognese (???), aber ich nehme am Abendessen nicht teil. Ich kenne das von meinen früheren Hochseetörns ab Horta. Der erste Tag auf See ist „verdauungstechnisch“ immer gewöhnungsbedürftig. Nachts muss ich einmal spucken und nachdem sich am nächsten Tag das „Essen rein“ und „Essen raus“ wieder in Balance befinden ist alles wieder in Ordnung. Dafür kämpfe ich jetzt mit einer mächtigen Erkältung. Auf Lanzarote ging es immer abwechselnd mit Jacke aus, Jacke an, geschwitzt, kalt geworden etc. so dass ich jetzt Kopf- und Halsschmerzen und einen schlimmen Husten und Schnupfen habe. Jörg hat zwar Antibiotika an Bord, aber davon mache ich doch erstmal keinen Gebrauch.
Da wir nur 5 Mitsegler sind hat Jörg entschieden, dass die erste Wache von 20:00 – 24:00 Uhr von einem alleine gesteuert wird, da ja doch nicht alle gleich um 20:00 Uhr in die Koje gehen und der Steuermann noch etwas Abwechslung und Unterhaltung hat. Von 00:00 – 04:00 Uhr und von 04:00 bis 08:00 Uhr sind die Wachen dann jeweils doppelt besetzt. Nachdem ich von den Horta-Trips 3-Std-Wachen kannte, kamen mir die 4-Std.-Wachen doch im Anfang sehr lang vor, aber das hat sich, wenn man halbwegs frisch war, als kaum problematisch herausgestellt. Also bin ich recht früh in die Koje gekrochen.
Um 00:00 Uhr standen Friedrich und ich parat um Reiner abzulösen, der dann auch müde genug war und schnell in der Koje verschwand. Während der ganzen Zeit sitzt Wolf dick eingepackt unter der Sprayhood und kämpft mit der Seekrankheit. Unter Deck hinlegen mag er sich nicht und so döst er die meiste Zeit im Cockpit. Nachdem wir die letzte Insel der Kanaren passiert haben dreht der Wind etwas und wir können einen nördlicheren, später sogar einen etwas mehr nord-östlichen Kurs anliegen. Zu sehen gibt es nichts und so steuern Friedrich und ich abwechselnd durch unsere Wache, bis wir um 04:00 Uhr von Uwe und Wolf abgelöst werden.

Fr., 25.03.2016
Der Tag verläuft recht unspektakulär. Das Tiefdruckgebiet aus Richtung Madeira ist endgültig süd-östlich an uns vorbeigezogen und hat sich dann langsam aufgelöst. Dafür segeln wir jetzt in eine ausgedehnte Schwachwindzone hinein. Wir fahren den ganzen Tag im Wesentlichen Kurse zwischen N und NE, zeitweilig sogar bis zu 30°. Irgendwann entdecken wir mal einen Frachter auf dem AIS und sehen ihn auch am Horizont, aber das ist auch alles an spektakulären Ereignissen.
Die Erkältung macht mich richtig schlapp und müde und so lege ich mich tagsüber immer mal wieder in die Koje und mache ein Schläfchen zur Erholung. Das Geschaukel ist nicht sonderlich stark, so dass man gut liegen und schlafen kann und nicht hin und her rollt. Frühstück gibt’s wie üblich an Deck und tagsüber bleibt Zeit, sich etwas ins Cockpit zu setzen und die Sonne zu genießen. Der Wind ist allerdings, obwohl nicht stark, immer noch recht kühl, so dass man sich gern unter die Sprayhood oder in die Windabdeckung auf der Leeseite verzieht.
Jörg kocht zum Abendessen Pasta mit Sauce Bolognese (???), aber ich möchte Fischsuppe essen, weil die so lecker war und ich nicht möchte, dass die weggeschüttet wird.
Heute habe ich von 20:00 bis 24:00 Uhr Wache und pelle mich in meine lange, warme Ski-Unterwäsche, Pullover und das dicke Ölzeug einschl. Stiefeln. Wir haben zwar Glück mit dem Wetter und die ganze Zeit keinen Regen, aber es wird nachts doch recht kühl und das dicke Zeug ist sehr angebracht. Jörg schläft oder döst die Nächte im Salon, so dass er immer mal wieder schauen kann ob alles in Ordnung ist. Außerdem macht er auch nachts sehr gewissenhaft seine Logbuch-Eintragungen. Zu sehen gibt es in der Wache auch nichts und nachdem der Wind recht stetig und schwach aber immerhin von voraus weht, lasse ich zeitweise den Autopiloten steuern und beschränke mich aufs Ausguck halten, wobei es sowieso nichts zu sehen gibt. Wolf und Uwe lösen mich um Mitternacht ab und Reiner und Friedrich fahren die Frühwache von 04:00 bis 08:00 Uhr.

Sa., 26.03.2016
Um 08:00 Uhr bin ich wieder mit der Wache an der Reihe. Reiner und Friedrich verschwinden schnell in ihren Kojen. Später am Vormittag tauchen allmählich alle wieder auf und es wird das Frühstück mit dem Luxus-Obstteller vorbereitet. Jörg macht auch wieder Eier mit Speck und so ist das schon mal das erste Highlight des Tages.
Nachdem mir Jörg gestern für meine Erkältung, Halsschmerzen und Heiserkeit eine Thermoskanne Tee mit Honig gemacht hatte und mir das sogar als Kaffeetrinker gut geschmeckt hat, bleibe ich jetzt dabei und koche mir wieder reichlich Tee. Wir haben zwar viel Trinkwasser in Flaschen a Bord, aber ich mag das labberige Wasser einfach nicht mehr so gerne trinken. Immerhin schaffe ich es, mit Wasser und Tee meinen Flüssigkeitshaushalt wieder etwas auf Vordermann zu bringen, was auch wegen der Erkältung dringend nötig ist.
Aufgrund des immer weiter abgenommenen Windes fahren wir nun schon seit einiger Zeit unter Motor und mit Stützgroß und hören jetzt den Diesel Tag und Nacht dröhnen. Auch daran gewöhnt man sich nach einiger Zeit. In der Koje, direkt neben der Maschine ist es zwar laut, aber bei entsprechender Müdigkeit fällt das irgendwann auch nicht mehr auf.
Gegen Mittag habe ich mich nochmal hingelegt und bis nach 15:00 Uhr geschlafen. Das hat gut getan. Das Schiff fährt inzwischen unter Autopilot einen Kurs zwischen 50-60°, direkt auf Gibraltar zu. Da wir noch reichlich, und jetzt aufgrund der Motorfahrt auch warmes Wasser haben, empfiehlt Jörg, bei der relativ stabilen Lage des Schiffes zu duschen. Das Schiff hat bei 49Fuß Länge pro Kabine eine Nasszelle und so nehmen wir alle eine (sparsame) Warmwasserdusche im Schiff. Für mich ist das auch das erste Mal, so in der Nasszelle zu planschen und es ist auch etwas beengt und wackelig, aber es geht. Nachher fühlt man sich mit sauberer Wäsche doch sehr erfrischt. Wenn nur die blöde Erkältung nicht so nerven würde.
Heute gibt es wieder ein Spitzen-Essen. Jörg macht wieder Steaks mit geschmortem Gemüse und es ist wieder extrem lecker, wie gewohnt. Heute fährt Friedrich die erste Wache alleine und Reiner und ich lösen ihn um Mitternacht ab. Irgendwann in der Nacht sehen wir Lichter und zwar „Grün-Weiß-Rot“ von Backbord weit voraus genau auf uns zu kommen. Das AIS offenbart, dass es ein Schlepper mit Kurs Rio de Janeiro ist. Es ist ein heller Lichtschein neben/hinter dem Schiff zu sehen, aber wir können nicht erkennen, ob er wirklich etwas schleppt. Irgendwann ändert der Schlepper seinen Kurs nach Steuerbord, so dass wir nur noch Rot-Weiß sehen. Auch wir ändern unseren Kurs vorübergehend einige Grade nach Steuerbord, so dass wir uns in sicherem Abstand passieren. Anschließend zurück auf den alten Kurs. Das war auch das interessanteste „Manöver“ während der ganzen Fahrt. Um 04:00 Uhr lösen uns Wolf und Uwe ab und gehen müde schlafen.

So., 27.03.2016 (Ostersonntag)
Nach einem guten Schlaf (mit ausgeblendetem Motordröhnen) gibt es am Vormittag wieder ein Bombenfrühstück mit Speck und Rührei. Es ist wieder sonnig und nur leicht windig, so dass man mit Jacke gut im Cockpit sitzen kann. Jörg hat schon mehrfach die Angel ausgeworfen, aber die Fische weigern sich zu beißen. Inzwischen haben wir schon mehrfach Delfine um das Schiff schwimmen sehen und auch heute taucht wieder eine Gruppe auf, die rund um das Schiff schwimmt und Spiele zu machen scheint. Eine große Meeresschildkröte sehen wir ebenfalls. Die rudert mit ihren kleinen Beinchen mehr oder weniger hilflos im Wasser herum, scheint aber ok zu sein. Wer weiß, wo die hin will oder wo die mal landet?
Über Tag versuchen wir mehrfach bei etwas mehr Wind, die Genua auszurollen um etwas mehr Fahrt zu machen, aber das geht nie lange gut. Am Ende fahren wir doch wieder unter Motor und mit Groß unseren Kurs von 50-60°, direkt Richtung Gibraltar. So lange der Motor läuft, lassen wir auch den Autopiloten steuern, weil wir ja genug Energie haben und die Ruderausschläge nur sehr schwach sind und wenig Energie verbrauchen. Im Übrigen läuft auch der Windgenerator immer wieder mit und erzeugt auch unter Segeln extra Ladestrom für die Batterien. Der Tag verläuft wieder recht unspektakulär. Über Tag gibt es keine feste Wacheinteilung und jeder steuert, wann und so lange er Lust hat. Zum Abendessen gibt es von Jörg vorgekochten Rindfleischeintopf. Wieder lecker, wie jeden Tag. Leider können wir auf See zu den Mahlzeiten kein Bier oder ein Glas Wein genießen, weil Jörg die Parole ausgegeben hat: „Kein Alkohol zwischen Ablegen und Anlegen“. Also müssen wir uns wohl mit dem Gute-Nacht-Trunk bis Gibraltar gedulden.
Nach dem Essen wieder die übliche Routine und die Wachvorbereitungen für die Nacht. Uwe steuert heute die erste Wache von 20:00 Uhr bis Mitternacht.

Mo., 28.03.2016 (Ostermontag)
Um Mitternacht wird Uwe von Reiner und Wolf abgelöst und um 04:00 Uhr sind Friedrich und ich dran. Es ist nichts los auf See und die Wachen verlaufen sehr langweilig und unspektakulär. Der Motor läuft und der Autopilot hält sauber Kurs, so dass wir uns auf den Ausguck beschränken können, was allerdings auch sehr langweilig ist weil es einfach nichts zu sehen gibt. Wir hatten vor ein paar Tagen Vollmond und so war die Sicht in allen Nächten bei nur leichter Bewölkung sehr gut. Leider hat das starke Mondlicht uns nicht den einzigartigen Himmel mit Millionen von Sternen beschert, den ich auf den Törns von den Azoren gesehen habe, aber auch so waren aufgrund der klaren Luft wesentlich mehr Sterne zu sehen als mit dem vielen Fremdlicht zu Hause. Das berühmte Meeresleuchten des Planktons habe ich leider ebenfalls nicht gesehen. Scheint hier wohl nicht die richtige Gegend dafür zu sein.
Am Vormittag gibt es wieder unser Sonnenschein-Frühstück im Cockpit. Die Wetterlage ist unverändert. Wir motoren immer noch durch die ausgedehnte Schwachwindzone mit direktem Kurs auf Gibraltar und nehmen den Motor kaum noch wahr. Jörg hat unterwegs schon mal Diesel aus den Kanistern nachgefüllt, aber die Reserve sollte wohl bis Gibraltar reichen. Am Nachmittag mache ich nochmal ein Erholungsschläfchen und lese dann in den Segelbüchern aus der Bordbibliothek. Zum Abendessen macht Jörg eine große Gemüsepfanne mit Hackfleisch in der großen, gusseisernen Paella-Pfanne. Auch von dieser Portion bleibt mal wieder nichts übrig. Zum Nachtisch gibt es noch Joghurt mit Marmelade für die, die noch etwas Süßes mögen. Im Übrigen gibt es tagsüber immer mal wieder etwas Schokolade oder andere Naschereien, um den Tag zu versüßen und den Zuckerbedarf der Muskeln zu decken.
Gegen 20:30 verziehe ich mich in die Koje. Wolf fühlt sich jetzt ebenfalls wieder besser und fährt die erste Wache von 20:00 Uhr bis Mitternacht.

Di., 29.03.2016
Friedrich und ich lösen Wolf um Mitternacht von seiner Wache ab. Reiner und Uwe sind von 04:00 Uhr bis 08:00 Uhr dran. Irgendwie habe ich mich schon an den Schichtdienst und das frühe Aufstehen gewöhnt. Liegt wahrscheinlich auch daran, dass ich tagsüber wegen meiner Erkältung gelegentlich schlafe und daher insgesamt ausgeruhter bin. Das Anziehen dauert zwar nachts bei der Wackelei, der Enge in der Kabine und dem vielen Zeugs immer etwas länger, aber es funktioniert. Wenn man dann ins Cockpit kommt wird sofort die persönliche Lifeline in die Sicherungsleine eingepickt.
Gelegentlich sieht man in der Ferne mal ein Licht und schaut dann auf dem AIS nach was das ist, aber ansonsten passiert nicht viel Interessantes. Nach der Wache gehe ich mit kalten Füßen in die Koje und als ich gegen 08:30 wieder wach werde, sind die Füße immer noch kalt und es dauert noch eine ganze Weile, bis ich endlich wieder richtig warm bin. Ich hatte mir schon nach der ersten Nacht von Jörg noch eine zweite Wolldecke geben lassen. Ist mir so auch noch nicht passiert.
Heute ist schon wieder ein schöner, sonniger Tag und zum Frühstück im Cockpit gibt es alles, was die Kombüse zu bieten hat. Reiner schnitzt wieder einen sehr dekorativen Obstteller mit verschiedenen Früchten, Uwe backt Baguette auf und die Wurst- und Käseteller sehen auch wieder sehr verlockend aus. Jörg macht wieder Rühreier mit Speck und so werden wir wenigstens kulinarisch für die entgangenen Segelfreuden entschädigt. Nach dem obligatorischen Spülen und aufräumen machen wir es uns in der Sonne im Cockpit bequem und genießen die Sonne.
Bis Gibraltar sind es noch ca. 120sm, d.h. noch ca. 1 ½ Tage bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von ca. 5kn, so dass wir morgen früh dort einlaufen sollten. Das Groß haben wir gestern Abend schon komplett eingerollt weil es nicht mehr zog und der Wind mal wieder direkt von vorne kam. Kurs immer noch ca. 60°, genau auf die West-Einfahrt der Straße von Gibraltar zu. Wolf kämpft inzwischen auch mit einer Erkältung und sitzt dick eingepackt im Ölzeug im Cockpit, während Jörg entschieden hat, dass es Zeit für ein Sonnenbad ist und sich in Badehose auf die Cockpitbank legt. Wenn man die beiden Bekleidungen sieht, sollte man nicht glauben, dass die auf demselben Schiff sind.
Reiner hat immer noch Appetit auf Fisch und er hat mit Uwe gewettet, dass es heute zum Abendessen Thunfisch gibt. Die Angel war schon mehrere Tage ausgeworfen, aber bis jetzt hat sich noch kein Fisch geopfert. Also greift Uwe zu einer List. Plötzlich ruft er: „Einer hat angebissen!“ und kurbelt langsam ein zappelndes Etwas mit der Angel an Bord. Als er den Fang hoch holt, hängt eine Dose Thunfisch dran. Großes Gelächter, aber so kommt Reiner doch noch zu seinem gewünschten Thunfisch.
Ich esse zum Abendessen Gulasch mit Gemüsesauce, weil ich beim ersten Mal nicht dabei war und das Essen einfach zu gut ist zum Wegschütten. Die anderen essen …………… mit Tunfisch und allen schmeckt es wieder ausgezeichnet. Danach wieder die üblichen Arbeiten in der Kombüse und die Vorbereitungen für die letzte Wache.
Am Nachmittag haben wir wieder Groß und Genau gesetzt weil der Wind endlich wieder aufgefrischt hat und auch ausnahmsweise mal von rauschrots kommt. Ich will die Segel noch etwas trimmen um bessere Geschwindigkeit zu laufen, aber der Skipper will gar nicht so schnell sein, um nicht in aller Herrgottsfrühe in Gibraltar anzukommen. Also lassen wir das Schiff mit ca. 5kn laufen und machen uns fertig für die letzte Nacht.
Reiner hat die erste Wache von 20:00 Uhr bis Mitternacht und nach einer Weile verziehen sich alle in ihre Kojen. Wolf und Friedrich lösen Reiner um Mitternacht ab.

Mi., 30.03.2016.
Als ich um 03:30 aufstehe und mich für die Wache vorbereite, schaukelt und stampft das Schiff ganz ordentlich und der Wind hat mächtig zugelegt. Als ich ins Cockpit komme ist Uwe schon da und ich sehe, wie das Schiff in den Wellen kämpft. Die Küste und die Lichter von Marokko sind hinter einer Dunstschicht nur schlecht zu erkennen. Auf der spanischen Seite gibt es jede Menge Lichter, Städtchen, Blitzlichter wie bei einem Flughafen und Leuchttürme. Der Wind hat über Nacht gedreht und kommt jetzt von Osten, d.h. mal wieder genau von vorne. Der Strom zieht uns leicht nach Osten und so haben wir eine Wind-gegen-Strom Situation, die das Steuern sehr ungemütlich macht und uns ein nasses Segeln beschert. Wir fahren unter Maschine und ohne Segel, kommen aber trotzdem nur sehr mühsam und langsam voran. Es dauert über eine Stunde, bis wir den Leuchtturm „Faro de Camarinal“ [Oc(2) 5s], den wir auf Backbord voraus zwischen Barbate und Tarifa sehen, endlich querab haben. Voraus sehen wir schon den Leuchtuurm Tarifa [Fl(3)w,10s] im Dunst über der Kimm, aber es wird 08:00 Uhr, bis wir uns voran gekämpft und ihn endlich passiert haben.
Die anderen kommen nach und nach ebenfalls dick angezogen an Deck, aber es ist niemand böse, dass ich in dieser aufgewühlten See das stampfende Schiff weiter steuere. Östlich von Tarifa wird der Seegang am schlimmsten und wir stampfen uns in den Wellen zeitweise richtig fest. Ich versuche auf Backbord und Steuerbord schräg gegen die Wellen anzusteuern um nicht immer wieder in ein Wellental zu donnern aber es macht keinen Unterschied. Wir haben zeitweise nur noch 0,5kn auf der Logge. Glücklicherweise zieht uns der Strom noch mit nach Osten, so dass wir nach einer weiteren Stunde auch dieses Gebiet hinter uns haben.
Später flaut der Wind wieder deutlich ab und das Wasser ist so glatt, als wenn nichts gewesen wäre. Wir können wieder prima segeln. Als wir uns allmählich Punta Carnero nähern, sehen wir „den Felsen“ langsam hinter den Bergen auf der Landzunge auftauchen. Jetzt haben wir erst einmal die Zeit 2 Std. vorgestellt, eine Std. wegen der Zeitverschiebung zu Lanzarote und eine Std. wegen der inzwischen erfolgten Umstellung auf Sommerzeit und so sind wir jetzt wieder mit der Zeit in Europa konform.
Jetzt noch schnelle Flaggenparade gemacht und die spanische gegen die britische Gastlandsflagge getauscht und wir sind klar zum Einlaufen. Die gelbe Flagge Q braucht nicht mehr gesetzt zu werden.
In der Algeciras Bucht ist das Wasser total glatt und wir motoren zwischen den dicken, vor Anker liegenden Pötten hindurch direkt zur Tankstelle, die gleich neben der alten Zollpier in der Nähe der Landebahn des Flughafens Gibraltar liegt. Der Sprit ist hier unglaublich billig und wir füllen den Tank für 39Ct./Ltr. wieder komplett auf. Danach geht’s in die Queensway Quai Marina, wo uns der Hafenmeister einen Liegeplatz an einem Schwimmsteg anweist. Gegen 14:00 Uhr sind wir endlich angekommen!!! Jetzt gibt es endlich das lange ersehnte Anlegerbier. Das Schiff hat auf Backbord eine große Längspantry mit 2 Kühlfächern, so dass in dem einen die festen Lebensmittel und in dem anderen immer die lebensnotwendigen Flüssigkeiten kühl gehalten werden können.
In den letzten Jahren ist in Gibraltar viel neu gebaut worden. Der Bereich um die Zollpier, aber auch um die Marina ist stark mit Wohnungen neu bebaut worden und auch der Sportboothafen wird mächtig ausgebaut, wie wir später vom Felsen aus erkennen können. Nachdem wir die Formalitäten beim Hafenmeister erledigt und nochmal an Bord geduscht haben, machen wir uns für einen Landgang fertig. Jörg schaut per Tablet nochmal nach dem Wetter und ist zwiegespalten. Morgen soll es einen guten 7er aus Westen geben, was uns herrliches Raumschotssegeln bescheren würde. Allerdings hätten wir dann für Gibraltar nur sehr wenig Zeit. Falls wir noch einen Tag bleiben, soll der Wind wieder auf Ost drehen, was uns wieder Gegenwind und eine Kreuz bedeuten würde. Wir entscheiden uns für gutes Segeln und eine Abfahrt morgen früh.
Endlich ziehen wir los und bummeln etwas durch die Gässchen und starten schließlich gegen 16:00 Uhr mit einem Minibus mit Fahrer eine Sightseeingtour um und auf den Felsen. Zuerst geht es entlang des Hafens nach Süden, bis zum Leuchtturm Europa Point. Das ist der Übergang des Atlantiks ins Mittelmeer. Bei schönstem Sonnenschein machen wir Fotos vom Felsen, der Moschee, dem Leuchtturm, aber Afrika verbirgt sich weitgehend hinter einer Dunstschicht. Leider keine gute Sicht heute.
Danach geht es weiter auf den Felsen. Erste Station: St. Michael’s Cave. Diese Tropfsteinhöhle ist sehr beeindruckend und wird aufgrund ihrer tollen Akustik gerne für Konzerte benutzt. Danach geht’s weiter aufwärts und nach jeder Kehre gibt es wieder spektakuläre Blicke auf die Bucht von Algeciras und den Hafen von Gibraltar.
Bei den Affen ist der nächste Stopp. Die Tiere sind schon so an Menschen gewöhnt, dass sie sich von den Touristen nicht stören lassen und weiter ihren Beschäftigungen bzw. dem Nichtstun nachgehen. Fotogen sind sie aber und mancher macht sehr lustige Fotos. Auch von dieser Stelle aus hat man wieder herrliche Ausblicke auf die Algeciras Bay und das Mittelmeer.
Anschließend geht die Fahrt weiter zur den Siege- (Belagerungs-) Tunnels. Von dem Aussichtspunkt aus hat man einen großartigen Blick nach Norden, quer über den Flughafen und weit bis nach Spanien hinein. Dort ist mir eingefallen, dass ich vor 40 Jahren als Student schon einmal hier war. Damals bin ich mit meinem VW Käfer die ganze spanische Küste herunter gefahren (Die Autobahn gab es damals noch nicht) und stand schließlich am Grenzzaun auf der spanischen Seite und schaute mir die bekannte Nordseite des Felsens an. Damals gab es keine Chance, Gibraltar zu besichtigen, weil die Spanier und die Briten sich nicht grün waren, aber später bin ich dann schon zwei Mal hier gewesen.
Nach ausgiebiger Besichtigung der Tunnels hat uns der Fahrer wieder eingesammelt und am Moorish Castle, das keinen allzu guten Eindruck mehr macht wieder zurück in die Stadt gebracht. Gegen 18:15 waren wir wieder zurück und sind dann die lange Fußgängerzone an den Geschäften entlang gebummelt, bis wir schließlich am Kasematten-Platz angekommen waren und Durst hatten. In einer der Kneipen haben wir uns erstmal ein Bierchen gegönnt (endlich mal wieder ein leckeres Murphys) und uns von der Sonne nochmal richtig durchwärmen lassen. Dann kam die Überlegung, was wir zum Abendessen wollten. Lust auf Kochen am Schiff hatte keiner und nachdem es aufgrund des Gegenwindes und der turbulenten Fahrt mit dem versprochenen English Breakfast nicht geklappt hatte, haben wir uns entschieden, wenigstens einmal English Fish and Chips zu essen. Also schräg gegenüber zu Roy’s und „normal“ große Portionen bestellt. Die Kellnerin, die schon 30 Jahre dort lebt stammte aus Siegen, die Portionen waren wirklich sehr groß und lecker und das Guinness war ebenfalls klasse. Alles in allem haben wir die sehr kurze Zeit in Gibraltar gut ausgenutzt.
Nach dem Spaziergang zurück zum Schiff „klagten“ alle über ein Völlegefühl im Magen und so bekamen wir noch einen leckeren Ramazzotti mit Zitrone als Verdauer und noch ein anderes Getränk zum Genießen im Cockpit. Schließlich waren doch alle müde und wir hatten eine gute Nacht völlig ohne Schaukeln und Motorgedröhne.
Ob die Festmacher wieder gequietscht haben, habe ich nicht mehr mitbekommen.

Do., 31.03.2016
Ich werde gegen 08:00 Uhr wach, aber es ist noch total ruhig im Schiff. Kein Wunder, gestern um diese Zeit war es ja auch erst 06:00 Uhr. Bald darauf wird es dann doch lebendig im Schiff und Uwe geht in die Stadt um frisches Brot zu kaufen. Es dauert recht lange bis er wieder kommt, weil man ihn wohl in die falsche Richtung geschickt hat. Danach frühstücken wir im Cockpit, aber mit dicken Pullovern, denn obwohl wir blauen Himmel haben ist der Wind saukalt. Nach den üblichen Arbeiten geht’s dann gegen 11:00 Uhr los.
Bis Málaga, wohin wir heute wollen (nicht nach Benalmádena, wie ursprünglich angegeben) sind es ca. 80sm, also wird es ein langer Tag werden. Wir steuern aus dem Hafen in die Algeciras Bay und runden „Europa Point“. Jetzt sind wir im Mittelmeer. „The Rock“ liegt in bestem Licht und wir schießen alle fleißig Fotos. Auch die Küste von Afrika ist heute gut zu sehen und nicht Dunst-verschleiert. Der Wind kommt jetzt aus W–NW, d.h. raumschots für uns und wir segeln mit halbem Tuch bei moderater Welle einen Kurs von ca. 60°, entlang der spanischen Küste.
Gelegentlich sehen wir auch wieder Delfine, die neben und vor uns her schwimmen. Plötzlich sehen wir voraus zwei schwimmende Plastikkanister und noch ehe wir uns versehen schleppen wir die am Ruderblatt hinter uns her. Die markierten wohl das Ende eines Netzes oder Fischreusen. Glücklicherweise haben wir das Tau nicht in der Schraube und nach kurzer Zeit löst es sich wieder vom Ruderblatt und treibt achteraus. Was für ein Schreck. Das hätte auch unangenehmer ausgehen können.
Wir halten verschärft Ausschau und sehen noch mehrfach Bojen und Kanister, die wir aber großräumig umfahren. Wir machen zeitweise bis zu 8,5kn Fahrt und kommen gut voran. Später flaut der Wind ab und nach einer kurzen Zeit mit fast Windstille und Passieren einer Huk dreht der Wind kräftig nördlich und kommt nun wieder deutlich vorlicher ein. Also mal wieder Am-Wind segeln. Später müssen wir wegen wechselnder Windstärken mehrfach ein- und ausreffen. In Böen haben wir bis zu 30kn Wind, was Windstärke Bft. 7 entspricht und entsprechend schwierig ist es, das Schiff bei den Böen zu steuern. Ansonsten bläst der Wind nun wieder permanent mit 15-20kn., d.h. Windstärke ca. Bft. 4-5. Danach wird es wieder etwas moderater und wir halten nach Runden der Küste bei Fuengirola auf Málaga zu.
Die ganze spanische Küste ist hier mit Touristenhotels eng bebaut und nach Passieren von Benalmádena, Torremolinos und dem Flughafen laufen wir die neue Marina in Málaga an.
Auf den letzten Meilen hat der Wind nochmal gedreht und kommt jetzt fast wieder von vorne, so dass wir wieder die Maschine dazu nehmen müssen. Jörg funkt den Hafenmeister an der uns einen Liegplatz anweist und beim Anlegen helfen will. Vor uns läuft noch eine Yacht ein und wir müssen etwas warten, bis der Hafenmeister uns einweist. Inzwischen ist es dunkel geworden und der Wind ist etwas böig, so dass Jörg gut zu tun hat, dass Schiff in der engen Boxengasse zu manövrieren und sicher rückwärts an den Steg zu bringen. Zum Schluss ist aber auch das geschafft und nachdem das Schiff sicher festgemacht ist können wir uns wieder ein Anlegerbier gönnen.
Inzwischen ist es schon nach 21:00 Uhr und Jörg hat keine Lust mehr auf Kochen. Also machen wir uns ausgehfertig und schlendern die lange Hafenmole in Richtung Stadt. An der Promenade reiht sich ein Restaurant an das andere und wir finden ein gutes Restaurant mit Fisch- und Fleischgerichten. Bis wir das Essen gegessen und bezahlt haben ist es schon nach 23:00 Uhr und Zeit für den Heimweg. Nach dem obligatorischen Gute-Nacht-Trunk geht’s dann in die Koje, wieder ohne Schaukeln, aber wahrscheinlich wieder mit Quietschen der Festmacher. Ich habe aber nichts mehr davon gehört.

Fr., 01.04.2016
Wir haben nun mit Málaga das Ziel unseres „Segeltörns“ erreicht. Da der Törn aber offiziell bis Samstag geht, haben wir einen extra Tag gewonnen und jede Menge Zeit für Sightseeing. Nach dem Frühstück macht sich Wolf mit seiner Videokamera auf um in der Stadt ausgiebig zu filmen. Wir anderen machen uns dann mit dem Skipper auch auf den Weg, bummeln erst an der Mole und dann an der Stadtpier entlang, bis wir schließlich in die Altstadt einbiegen. Málaga ist eine sehr schöne und auch saubere Stadt mit vielen schönen alten Häusern und gepflegten Sträßchen und Gässchen und so landen wir schließlich auf der Plaza del Obispo, direkt vor der Kathedrale und lassen uns dort erstmal gemütlich nieder um etwas zu trinken. Wir haben keine Eile, sitzen in der Sonne, genießen die Wärme und schauen dem Trubel und dem Kommen und Gehen auf dem Platz zu. Später gehen wir weiter in die Altstadt und entdecken eine Kneipe, in der Bier für 40Ct. angeboten wird. Wir müssen unbedingt wissen wie das geht und platzieren uns vor der Kneipe an einem alten Fass. Es gibt tatsächlich ein kleines (!) Bier für 40Ct., aber ein normales kostet auch nur 80Ct. Also bleiben wir erst mal eine Weile hier und genießen das Sonderangebot. Friedrich und Jörg trinken noch einen Wein. Dann hole ich noch eine Lage Tapas und wir haben etwas zu knabbern.
Weiter geht’s durch die Altstadt, an der Märtyrer-/ Patronatskirche und den Baños Arabes vorbei zur Plaza de la Constitución und über die breite Fußgängerzone zurück zum Hafen und dem Riesenrad, in dem Jörg und Friedrich einige Runden mit Blick auf die Stadt drehen.
Danach gehen Jörg und Uwe zurück zum Schiff und wir drei bleiben noch in der Stadt, weil wir abends alle in der Altstadt gemeinsam essen gehen wollen und wir keine Lust haben, den langen Weg zum und vom Schiff noch zweimal zu gehen. Also schlendern wir langsam durch den Stadtpark in Richtung Alcazaba, der alten maurischen Zitadelle.
Unterwegs finden wir noch ein sehr schönes, altes Café, in dem wir wieder eine kleine Pause einlegen. Danach kurze Besichtigung der Außenanlagen der Alcazaba und des Teatro Romano und dann entdeckt Reiner noch ein Terrassen-Café auf dem Dach eines Hauses, von dem wir noch ein paar schöne Bilder über die Dächer der Stadt machen.
Wir schlendern wieder zurück zur Stadt und warten auf die anderen drei, die zum Essen wieder in die Stadt kommen. Nach Besorgung von Baguette, Butter und Obst für das letzte Frühstück finden wir ein schönes Restaurant in der Altstadt, wo jeder etwas nach seinen Wünschen findet. Wir bestellen Paella, Schwertfisch, Thunfisch und Steak und lassen es uns gut gehen. Es ist sehr angenehm und man kann gut draußen sitzen. Nach dem Essen gehen wir wieder den langen Weg zum Schiff und sind froh, dass wir für einen Absacker nochmal gemütlich ins Cockpit setzen können. Danach ist der Abend aber auch schnell zu Ende.

Sa., 02.04.2016
Heute ist Abreisetag. Nach dem Frühstück ist heftiges Packen angesagt, soweit das nicht schon Vortag in den Pausen erledigt wurde. Wir laden alles aus, machen nochmal eine Kontrolle dass nichts vergessen wurde, bezahlen das Liegegeld und gegen 11:00 Uhr legt Jörg ab. Er will ca. 40sm weiter nach Almuñécar, wo er eine gute Werft kennt um in den nächsten 3 Wochen nötige Wartungsarbeiten zu machen.
Uwe macht sich noch einmal auf in die Stadt, weil er die Alcazaba noch besichtigen will und wir anderen machen uns per Taxi auf den Weg zum Flughafen. Hier müssen wir uns auch von Wolf verabschieden, der nachmittags, wie auch Uwe, nach Hause fliegt.
Wir drei finden schließlich den Repräsentanten unseres Autovermieters und fahren per Shuttlebus zur Vermietstation. Hier übernehmen wir gegen 13:00 Uhr unseren gebuchten Mietwagen und fahren in unser vorgebuchtes Appartementhotel MS Alay in Benalmádena. Nach dem Einchecken machen wir erst einmal einen Bummel zum Hafen und schauen uns das Gewusel an.
Der Hafen ist recht groß und entsprechend belebt. Glücklicherweise gibt es auch jede Menge Restaurants, so dass wir später eine reiche Auswahl haben. Vorher bummeln wir aber noch an der Hauptstraße entlang, essen ein Sandwich in einem kleinen Café und besuchen den Stadtpark „La Paloma“, in dem schon die Kirschbäume lühen.
Anschließend bummeln wir an der Strandpromenade wieder zurück Richtung Hafen und suchen uns ein Restaurant in der Nähe zum Abendessen. Wir werden im „La Laguna“ fündig und essen wieder ausgezeichnete Fischgerichte mit Blick auf den Hafen. Nach einigen weiteren Getränken machen wir uns dann auf den Heimweg. Neben dem Hotel kaufen wir in einem kleinen Supermarkt noch schnell etwas für den Gute-Nacht-Trunk. Nachdem wir diesen genossen haben sind wir alle froh, dass wir schlafen gehen können.

So., 03.04.2016
Da wir in diesem Appartementhotel kein Frühstück haben, gehen wir zur Hauptstraße in ein Café und frühstücken dort. Heute haben wir noch einen ganzen Tag zur Verfügung und hatten uns eigentlich überlegt, nach Algeciras zu fahren, die Fähre nach Ceuta (spanische Exklave in Nordafrika) zu nehmen und dort einen interessanten Tag zu verbringen. Leider fährt die Fähre nicht so oft, wie wir uns das gedacht hatten und ist außerdem viel zu teuer. Also schlägt uns die nette Dame an der Hotelrezeption vor, stattdessen nach Granada zu fahren und die Alhambra zu besichtigen. Nicht so weit und nicht so teuer. Gesagt, getan.
Gegen 11:00 Uhr fahren wir los und sind nach knapp 2 Std. da. Die Autobahnen und die Zufahrt zur Alhambra sind so gut beschildert, dass wir keine Straßenkarten brauchen und alles direkt finden. An der Kasse dann der große Schock: Alle Tickets für heute sind ausverkauft. Mist, umsonst hierher gefahren. Ich habe die Alhambra schon einmal gesehen und muss es nicht unbedingt nochmal erleben. Reiner will wohl auf die Besichtigung verzichten, aber Friedrich wäre schon sehr interessiert. Also quatsche ich einige Reiseleiterinnen an ob sie nicht vielleicht ein Ticket übrig haben und tatsächlich, bei der vierten klappt es. Friedrich kauft ihr ein Ticket ab und geht um 14:00 Uhr mit einer Reisegruppe los.
Reiner und ich verziehen uns in ein nahegelegenes Restaurant und lassen es uns gut gehen. Die Führung durch die Alhambra dauert gute 2 Stunden, und als wir schon mal vorsorglich Richtung Eingang gehen um auf Friedrich zu warten kommt er auch schon heraus.
Gegen 16:30 Uhr fahren wir wieder zurück an die Küste. Wir fahren extra noch ein Stück weiter bis Fuengirola und von dort die Küstenstraße entlang zurück nach Benalmádena, aber auch diese endlosen Hotelreihen ermutigen uns nicht dazu, hier einen Sommerurlaub zu planen.
Nachdem wir das Auto abgestellt haben, bummeln wir nochmal an der Shopping- und Restaurantmeile am Hafen entlang und entscheiden uns schließlich nochmal für ein Fischrestaurant. Nach einem weiteren leckeren Abendessen mit Paella und Barsch kaufen wir im Supermarkt neben unserem Hotel noch Getränke und beenden den Abend wieder mit einem gemütlichen Absacker auf unserem Zimmer.

Mo., 04.04.2016.
Heute ist Abreisetag. Zuerst gehen wir gegenüber vom Hotel zu Pablo zum frühstücken. Das Café ist klein und gemütlich, aber im Sommer wahrscheinlich -wie auch alles andere- total überfüllt. Danach packen wir unsere Sachen zusammen und checken aus. Gegen 09:30 Uhr sind wir schon auf dem Weg zum Autovermieter, um den Wagen zurück zu bringen. Der Platz liegt etwas versteckt, aber weil wir aus der richtigen Richtung kommen und uns einige Häuser bekannt vorkommen, finden wir die richtige Adresse auch bald.
Nach den Formalitäten bringt uns der Shuttle-Bus zum Flughafen, wo das große Warten beginnt. Zum Einchecken sind wir noch viel zu früh und auch danach haben wir noch reichlich Zeit bis zum Abflug. So hängen wir an verschiedenen Stellen herum und warten, dass die Zeit vergeht.
Der Heimflug ist ein Direktflug und unspektakulär, aber auch wieder 30 Min. verspätet. In Düsseldorf müssen wir noch etwas auf unser Gepäck warten, bis wir mit dem Transfer-Bus zum großen Parkplatz gefahren werden und dann endlich nach Hause fahren können.
Gegen 20:30 Uhr sind wir dann endlich zurück und die Reise mit dem „Atlantik-Segeltörn“ ist zu Ende.

Jörg von Barfuss-Segelreisen schreibt in seinem April-Newsletter zu unserem Törn:
„Unser Hochseetörn von Lanzarote nach Málaga war dieses Jahr wetterbedingt etwas speziell - die Crew hatte Hochseesegeln gebucht und Entspannungssegeln bekommen. Bis auf die ersten beiden Tage mussten wir die gesamte Strecke bei fünf bis acht Knoten Wind motoren (dafür war der Diesel in Gibraltar mit 0,39€/l so gut wie geschenkt!!!).“

Eine Fotogalerie mit vielen Fotos unserer gemeinsamen Reise könnt ihr HIER anschauen.
Grüße von Reiner, Friedrich und Erwin.


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